GERD-NORBERT-MEYER
               
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Aus der Geschichte der pfälzischen Flößerei

"Ich erinnere mich noch sehr gut an die Zeiten, in denen getriftet wurde, an die kräftigen Triftknechte mit ihren hellebardeartigen Trifthaken, an die Aufregung und Spannung, mit der der Verlauf des Triftens auf dem dann hochschwellenden Speyer-bache verfolgt wurde und an die gewaltigen Anstrengungen, die es den Triftknechten verursachte, den sogenannten "Flootz" wieder in Gang zu bringen, wenn aus irgend­welchem Hindernis der "Flootz" sich staute und die Holzmassen sich meterhoch auftürmten." (1)

Einer der letzten Augenzeugen dieses Vorganges, der damalige Forstassistent beim Forstamt Lambrecht, ferdinand waltzinger, verfaßte diesen etwas wehmütigen Bericht über den letzten Triftvorgang auf dem Speyerbach im Jahre 1903:

"Mit tiefer innerer Bewegung sahen wir zu, als die eingeworfenen Holzmassen durch das heranbrausende Wasser der inzwischen gezogenen Klausen allmählich gehoben wurden, sich dicht zusammenschoben und sich schließlich in Bewegung setz­ten um zum letzten mal den Weg zu gehen, der viele Jahrzehnte hindurch ursprünglich fast der einzige, späterhin das wirtschaftlichste Mittel zur Beförderung der reichen Holzschätze des Elmsteiner Tales hinaus in die holzarme Vorderpfalz gewesen war."

Die Angaben waltzingers erläutern in anschaulicher Weise die Arbeit des sogenannte Triftens im Pfälzerwald. (2)

Ein Flößer beseitigt eine im Bachlauf auftretende Störung im treibenden Flootz mit Hilfe seines Flößerhakens.

Wer heute an den recht schmalen Bächen des Pfälzerwaldes wandert, kann sich nur schwer vorstellen, daß an manchen von ihnen jahrhundertelang geflößt wurde. Man darf daher auch nicht an das Flößen ganzer Baumstämme denken, schon gar nicht an regelrechte Flöße, wie sie in anderen deutschen Mittelgebirgen, z.B. Schwarzwald, Frankenwald, Harz, Thüringerwald, Bayerischer Wald, auf dem Rhein, Neckar, Main, auf der Donau und im alpinen Bereich bis ins 20. Jahrhundert üblich waren. (3) Hier handelte es sich um die sogenannte gebundene Flößerei, bei der die ganzen Stämme oder große Teile davon zusammengebunden dem fließenden Wasser überantwortet wurden.(4)

Verfolgen wir zunächst in einem historischen Rückblick die Entwicklung der pfälzischen Trift, bevor wir uns mit den Triftanlagen im Pfälzerwald beschäftigen, ihrem Bau und ihren Relikten.

Die Flößerei im Mittelalter

Bei den spärlichen Überlieferungen über die Flößerei bleibt unklar, wann die Flößerei einsetzte. Denn die ersten archivalischen Nachrichten belegen bereits eine vorhandene Flößerei auf pfälzischen Bächen. Die älteste Kunde bewahrt das sog. "Rote Buch" der Stadt Neustadt auf, das den Eid der Holzleger aus dem 14. Jahrhundert enthält und deren Befugnisse näher umschreibt. Somit wird ein Beruf genannt, der damals eine wichtige Rolle in der Energieversorgung der Stadt spielte.

Die Holzleger hatten die Aufgabe, das auf dem Speyerbach angeflößte Brennholz aufzuschichten und zum Verkauf für die Bürger vorzubereiten. Zu kurzes Holz, solches unter 4 1/2 Schuh, und faules mußte aussortiert werden. Sie durften niemanden bevorteilen. Wenn mehrere Flöße (flotze) zur gleichen Zeit eintreffen sollten, mußten sie einem wie dem anderen für ein bis zwei Tage zur Verfügung stehen, damit das Holz rasch aus dem Wasser gebracht wurde und aufgerichtet werden konnte. Ihr Lohn wurde geregelt und ihre Pflichten und Rechte. Der Holzstapelplatz lag am sog. Ziegelsteg bei der heutigen Lindenstraße, dem späteren alten Holzhof.

Da der Fall erwähnt wurde, daß mehrere Floße eintreffen konnten, darf gefolgert werden, daß die Flößerei im regen Gange war. (5) Die Holzleger waren städtische Bedienstete, die von der Stadt mit einem Jahresgehalt von einem Pfund Heller entlohnt wurden; außerdem erhielten sie für jedes Klafter aufgerichteten Holzes drei alte Heller bzw. später zwei Pfennige.

Einige Jahrzehnte später gibt eine genau datierbare Urkunde König ruprechts für Neustadt weitere Aufschlüsse über die mittelalterliche Flößerei. Die in der Heidelberger Residenz ausgestellte Urkunde vom 8. Mai 1403, die ebenfalls im Neustadt Archiv vorliegt, berichtet von Flößern, die das Holz aus den Wäldern den Speyerbach nach Neustadt flößen, offenbar schon seit langer Zeit. Neu war, daß einige kurpfäl­zische Amtsinhaber von den Flößern Abgaben erpreßten in Form von Hafer, Gänsen oder Geld. Auf die Bitten der Stadtväter greift der Landesherr und König ein und befreit die Flößer von jeder Abgabe für ewige Zeiten.

 

Die Originalurkunde des Jahres 1403 aus dem Stadtarchiv Neustadt. 

Foto und Bildmontage: Martin Grund

Der römische König Ruprecht (Kurfürst Ruprecht III) hat vernommen, dass etliche seiner Amtleute "vnd ander lute" die Flösser, welche das Holz "von den welden die bache herabe zu der Nuwenstad" flössen, mit unbilligen Abgaben an "habern, genßen, gelte oder anders" beschweren. Die Neustadter Bürgerschaft fürchtet, es möchte daraus ein Gewohnheitsrecht entstehen und bittet den Kurfürsten und König um Abhilfe. Diese gewährt König Ruprecht gerne und befreit die Flösser auf dem Bache von jeder Abgabe. Darüber Urkunde erteilt.
(Datum Heidelberg 3a.p. Jubilate 1403.)

Wörtliche Übersetzung:

"Wir Ruprecht, von gots gnaden romischer kunig zu allen czijten merer des richs, bekennen und dun kunt offenbar mit diesem briefe, das uns unser lieben getruwen burgermeistere, rate und burgere gemenlich unser stat Nuwenstadt vorbracht haben, als die flößer dicke in dem jare holcze von den weiden die bache herabe zu der Nuwenstad flößen, das sie etliche unser amptlude und ander lude daran understen zu besweren und habem, genße, gelt oder anders von den flößen und holcze fordern und besorgen, das sich das von tage zu tage in gewonheit ziehen und yn hernach zu großem schaden komen mochte und haben uns angeruffen und flißiclich gebeten, si gnediclichen darinne zu versorgen. ..."
Datum Heidelberg feria tertia post dorninicam jubilate anno dornini millesimo quadringtesirno tertio regni nostri anno tertio.

 

Gerd Norbert Meyer, "FLÖßEREI UND TRIFTWESEN IN DER PFALZ", innerhalb des Buches "Altes Handwerk und Gewerbe in der Pfalz, Pfälzerwald", Waldbauern, Waldarbeiter, Waldprodukten- und Holzwarenhandel, Waldindustrie und Holztransport von Helmut Seebach (Herausgeber) erschienen. © bachstelz-verlag helmut seebach Verlagsbuchhandel für Pfalzliteratur Annweiler-Queichhambach 1994, ISBN 3-924115-13-3, Veröffentlichung innerhalb dieser Diplomarbeit mit Genehmigung des Autors und des Herausgebers vom 13.11.2000


 

 

 

 

 

 

 

 


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