Scheeren und Rechen
               
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Scheren und Rechen

Im Elmsteiner Triftbezirk gab es allein sieben Scheren. Darunter versteht man langgestreckte Speichervorrichtungen, die durch Kulissenverschlüsse in eine mäßige Aufstauung versetzt wurden. Zu diesem Zweck erweitere man auf einer geraden Bachstrecke das Bachbett. Man brauchte diese breiteren Streckenabschnitte auf dem Triftbach, um bei Eintritt der Dunkelheit das Holz sammeln zu können, denn während der Nacht war der Triftbetrieb streng verboten.  

Die Schere bei Breitenstein, Aufnahme von Martin Grund, Video HIER

Aus der kurpfälzischen Epoche hat sich der Name einer Schere (Scheere) erhalten, den karch überliefert, und zwar die "Schenkenbrunner Triftscheere" oder "Becherkopfscheere" zwischen Weidenthal und Neidenfels. (120)

Auch wenn das Holz zu sehr in die Länge gezogen auf dem Wasser schwamm, wurde es angescheert. (121) Das Anscheeren erfolgte durch sogenannte Rechen. Da ihre Bauformen sehr mannigfaltig sind, kann nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden, welche auf den pfälzischen Triftbächen eingesetzt wurden.

Wenn vom Triftbach Seitenkanäle abzweigten, z.B. zur Speisung einer Mühle, so mußte verhindert werden, daß das Scheitholz in diesen Seitenkanal hineinschwamm und dort Schaden anrichtete. Zu diesem Zweck wurden Abfangvorrichtungen konstruiert, die Rechen. Man konnte diesen Seitenkanal durch einen sogenannten Streichversatz absperren. Er bestand aus mehreren untereinander verbundenen Fichtenstämmen, die durch eine Kette am Ufer festgemacht wurden. In anderen Gegenden verwendete man auch Wieden, hölzerne Befestigungstrosse aus gedrehten Weiden­oder Fichtenstämmchen, wie man sie in der gebundenen Flößerei verwendete.

Jeder Rechen bestand aus drei Teilen, den Pfeilern oder Trägern, den Streckbäumen und den Spindeln, auch Sperrhölzer oder Rechenzähne bezeichnet, wobei diese Namen regional verschieden sind.

Eine Vorstellung vermittelt die Konstruktionszeichnung, die als Figur 183 dem "Handbuch für Holztransport- und Floßwesen" entnommen ist. (122)

 

83. Konstruktionszeichnung eines einfachen Holzrechens.

Dieser Holzrechen weist eine senkrechte Verspindelung auf, er wurde daher nur verwendet, wenn der Wasserdruck gering war, sein Nachteil bestand ferner in der kurzen Haltbarkeit. Bei stärkerem Wasserdruck verwendete man lieber Pfeiler aus Stein, möglichst keilförmig gegen das Wasser oder in parallelepipedischer Form, um dem Druck besser zu begegnen. Die Streckbäume bestanden aus kräftigen Balken, die durchbohrt waren, um die Spindeln darin zu befestigen.

Zum Festhalten ganzer Flotze (großer Triftholzmassen) kam die schiefe Verspindelung zum Einsatz, denn bei schräger Verspindelung verteilt sich der Wasserdruck (mit dem anstürmenden Holz) nach zwei senkrecht aufeinanderstehenden Richtungen. Der Winkel der Spindeln gegen die Stromrichtung differierte zwischen 30 bis 60 Grad. Die Stärke der Rundhölzer, aus denen die Spindeln bestehen, richtete sich nach der Stärke des getrifteten Holzes. Der Schwimmer, ein Stamm, den man vor die Spindeln legte, half, dem Druck standzuhalten.

Gerd Norbert Meyer, "FLÖßEREI UND TRIFTWESEN IN DER PFALZ", innerhalb des Buches "Altes Handwerk und Gewerbe in der Pfalz, Pfälzerwald", Waldbauern, Waldarbeiter, Waldprodukten- und Holzwarenhandel, Waldindustrie und Holztransport von Helmut Seebach (Herausgeber) erschienen. © bachstelz-verlag helmut seebach Verlagsbuchhandel für Pfalzliteratur Annweiler-Queichhambach 1994, ISBN 3-924115-13-3, Veröffentlichung innerhalb dieser Diplomarbeit mit Genehmigung des Autors und des Herausgebers vom 13.11.2000


 

 

 

 

 

 

 


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