Trifteinrichtungen des 19.Jhds
               
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Trifteinrichtungen vornehmlich des 19. Jahrhunderts

Die schlechten Erfahrungen mit den Holzkompagnien des Ancien Regime vor 1791 und die Auswüchse der französischen Übergangsperiode bewogen die bayerische Staatsführung, seit 1816 Rechtsnachfolger in der Pfalz, die freilich damals bayrischer Rheinkreis hieß, die Versorgung der Bevölkerung mit Brennholz in Staatsregie zu betreiben. Im Notjahr 1816 hatte der ehemalige Herzog von Zweibrücken max joseph und nunmehrige bayrische König seine alte Heimat besucht und überall Klagen über die privaten Holzhändler gehört, so daß die Errichtung staatlicher Holzhöfe verordnet wurde, um die notleidende Bevölkerung mit preiswertem Holz zu versorgen. Somit mußte auch die Brennholzflößerei, nunmehr Trift genannt, in Staats­regie erfolgen. Die dafür notwendige Organisation wurde ins Leben gerufen, die für floßbar erklärten Bäche zügig ausgebaut und mit den zur Trift notwendigen Einrichtungen versehen.


Innerhalb dreier Dekaden wurden geschaffen:

  • Die Einbeziehung der Nebenbäche und Quellen in das Triftsystem
  • Die Kanalisierung der wichtigsten Bäche im Pfälzerwald und der Rheinebene mit Hilfe von Flechtwerkeinfassung oder gar Quadermauerwerk
  • Der Bau von Steinwehren
  • Der Ausgleich des Gefälles durch Wasserstürze
  • Der Bau von Wasserablässen zur Regulierung der Wasserabgabe aus den Wögen/Klausen
  • Der verstärkte Ausbau der Klausen im Oberlauf der Bäche und sogar in den oberen Seitentälern
  • Ausbau der Bollerplätze und Holzabladeplätze
  • Die Errichtung von Holzhöfen auf den Durchgangsstationen und bei den Abnehmern am Rhein: Albersweiler, Landau, Neustadt, Mutterstadt, Frankenthal, Speyer.

In engem Zusammenhang mit diesen Trifteinrichtungen erfolgte der zügige Ausbau des Wegenetzes im Pfälzerwald, der Holzabführwege und Schlittenwege, aber auch der sog. Vizinal- und Landstraßen, die den Zugang ins Gebirge verbesserten und vor allem auch die Gemeinden begünstigten, deren Geraidewälder unter den Anteilhabern aufgeteilt worden waren. (97)

Die alleinige Verfügungsgewalt über alle schiff- und flößbaren Flüsse und Bäche, die der bayerische Staat von napoleons Gesetzgebung übernommen hatte, erlaubten der in Neustadt zentrierten Triftverwaltung, ein effektives Wassertransportsystem für die Holztrift zu schaffen.

"Die natürliche, so ungemein günstige Gestaltung des Terrains und die Leichtig­keit, mit welcher im bunten Sandsteingebirge Wege zu bauen und zu erhalten sind", stellten martin/stadtmüller fest, wurde erst in der bayrischen Zeit ausgenutzt. Nach ihrer Überzeugung eigneten sich die Gebirgsbäche "so ungemein vorteilhaft" zur Trift. (98)

Beide Faktoren begünstigten ihrer Meinung nach den Ausbau. Freilich mußten im Ausbau der Bäche einige natürliche Hindernisse beseitigt werden. So sind die meisten floßbaren Bäche des Pfälzerwaldes eng, mit kerbförmigem Talquerschnitt ausgestattet und im Gefälle recht wechselhaft. Hier mußten die Korrekturen einsetzen, um einen problemlosen Wassertransport zu erreichen.

Wegen der geringen Schneefälle im Winter, konnte man auch nicht auf größere Schmelzwässer bauen, wie sie in Schwarzwald, Frankenwald, Thüringer Wald oder gar in den Alpen vorkommen. Die Gesamtniederschlagsmenge ist mit 800 mm einigermaßen niedrig. Bei den Oberläufen handelte es sich mehr um Rinnsale. Man mußte sich etwas einfallen lassen, um die Wassermenge zu erreichen, die ein Triften von stattlichen Holzmengen erst erlaubten.

Zu diesem Zweck wurden Staubecken von unterschiedlichem Fassungsvermögen gebaut, alle Größen waren vertreten, kleine wurden bevorzugt im Oberlauf, am Talende und an der Einmündung von Seitentälchen angelegt; es gab aber auch große Wooge von mehreren hundert Metern Länge. Das in den einzelnen Becken eines Talsystems gespeicherte Wasser konnte bei Bedarf auf einmal oder dosiert abgegeben werden, man sprach dann von Schwallflößerei.

Nach den Berechnungen der Experten lag das günstigste Gefälle für die Triftbäche zwischen l und 2 Prozent, wobei bei wasserreichen Bächen das Gefälle auch niedriger sein durfte, die Wassertiefe wurde mit 0,6 bis l m als für Brennholz ausreichend erachtet. (99)

Freilich wurden diese Werte in der Natur nur in den Oberläufen erreicht. So berechnet eberle für das Erlenbachtal ein ursprüngliches Gefälle von 2,74 Prozent, der Höhenunterschied beträgt 120 m; durch den Einbau von 40 Wasserstürzen auf 4,5 km Länge mit einer Gesamtfallhöhe von 50 m wurde das Gefälle auf 1,64 Prozent vermindert, was dem oben genannten theoretischen Ansatz entspricht. (100) In den Haupttälern lag das Gefälle deutlich niedriger. elsner berechnet das Sohlengefälle der Haupttäler mit unter l Prozent, von Speyerbrunn (286 m) bis zur Mündung des Hochspeyerbachs (170 m) werden auf 17 km durchschnittlich 0,7 Prozent erreicht, auf der Strecke Frankeneck - Neustadt sogar nur 0,4 Prozent. (101)


Gerd Norbert Meyer, "FLÖßEREI UND TRIFTWESEN IN DER PFALZ", innerhalb des Buches "Altes Handwerk und Gewerbe in der Pfalz, Pfälzerwald", Waldbauern, Waldarbeiter, Waldprodukten- und Holzwarenhandel, Waldindustrie und Holztransport von Helmut Seebach (Herausgeber) erschienen. © bachstelz-verlag helmut seebach Verlagsbuchhandel für Pfalzliteratur Annweiler-Queichhambach 1994, ISBN 3-924115-13-3, Veröffentlichung innerhalb dieser Diplomarbeit mit Genehmigung des Autors und des Herausgebers vom 13.11.2000


 

 

 

 

 

 

 

 


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