Klangbild Speyerbach
               
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Erlenbach MP3
Speyerbrunn-Elmstein MP3
Elmstein-Breitenstein MP3
Breitenstein-Frankeneck MP3
Lambrecht MP3
Neustadt MP3
Neustadt-Frohnmuehle MP3
Frohnmuehle-Hanhofen MP3
Hanhofen-Speyer MP3
Speyer MP3
Riesel MP3
Woog MP3
Siedlungsbereich MP3
Brücken
Schlamm MP3
Unterirdisch-NW1 MP3
Unterirdisch-NW2 MP3
Unterirdisch-Speyer MP3
Widder Erlenbach MP3

 


Das Musikprojekt "Hörbild Speyerbach"

Kleine Bäche machen viel Geräusch; der Ozean brüllt selten.
Sakya Pandita (1180 - 1251), tibetischer Hierarch

Musik ist das Geräusch, das denkt.
Victor Marie Hugo (1802 - 1885), französischer Lyriker, Romantiker und Maler

Externer Link: http://www.klanglandschaft.org

   

Die Idee

Akustische Bachwanderung

Während meiner Bachwanderung konnte ich hunderte alltäglicher, aber auch skurriler Klänge mit Mikrofon und digitalem Recorder aufnehmen. Jeder Klang wurde kartiert, das heißt, er wurde wie auch die Fotos punktgenau in die mitgeführte Kopie einer topografischen Karte eingetragen, damit er später in der Produktion korrekt verortet werden kann.

Die Bilanz an der Mündung in Speyer: 4 Stunden Rohklangdaten, archiviert auf 4 CD's. Abgemischt wurde am PC, insgesamt wurden ca. 1200 "Klangschnipsel" verwendet. Von der Quelle des Erlenbaches unterhalb des Eschkopfes, mitten im Pfälzerwald gelegen, über Speyerbrunn, Lambrecht, Neustadt, dann in die Rheinebene bis zur Gabelung des Baches in Hanhofen (Hanhofer Wassergescheid) in Woogbach und Speyerbach, der Wiederzusammenfluss der beiden vorher getrennten Bacharme in Speyer am Holzmarkt und schließlich die Mündung in den Rhein. 

Die akustische Konstruktion 

100 Meter Bachlauf entsprechen 6 Sekunden Klang, 60 Kilometer war ich im Bach unterwegs und 60 Kilometer Bachlauf entsprechen deshalb 60 Minuten Hörbild, so einfach ist das ;-)

Anhand dieser Zeitachse werden alle wichtigen Bachelemente in die Klangkollage eingebaut. Man könnte als Hörer mit der Karte in der Hand alle Hauptklangstrukturen nachvollziehen. Die Quelle, und damit der eigentliche Beginn des Bachlaufes kommt im Hörbild genau nach 60 Sekunden. In dieser ersten Minute gibt es eine Klangeinstimmung, man hört ein Gewitter über dem Pfälzerwald im Pfälzerwald, der Kreislauf des Wassers beginnt, denn keine Quelle entspringt aus dem Nichts. 

Durchgehendes akustisches Element ist ein sich ständig wandelnder komplexer frequenzmodulierter Klang, den ich eigens für das Hörbild auf dem professionellen SY99-Synthesizer von Yamaha programmiert habe. Die Basisfrequenze des Klanges bewegt sich analog der Höhe des Bachlaufes: wenn man Anfangs ein Gewitter hört, so liegt die Hauptfrequenz bei ca. 10000 Hz (1 Hz entsprechen 1 Meter). Die anfänglichen 10000 Hertz symbolisieren die Höhe einer Gewitterwolke, innerhalb der ersten Minute sinkt dieses Klang auf 460 Hz ab, das entspricht den 460 Metern Höhe der Quell-Lage.

Die erste Minute zeichnet akustisch also gleichsam den Weg des Regentropfens von der Wolke bis zur Quelle nach...

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Bildschirmschnappschüsse von der Klangbildproduktion

 

 
 
 

 

Klangstrukturen und Klangsymbole

 

Die Höhe über NN

Basisklang und erste aufgenommene Spur war ein komplexer AFM/AWM-Klang des Yamaha SY99, eigens programmiert für diese Aufnahme. 

Die Quelle des Erlenbaches liegt auf 460 Meter Höhe, die Hauptfrequenz des Klanges liegt deshalb hier auch bei 460 Hz, bis hin zur Mündung in den Rhein auf 92 Meter über NN, hier ist der Basisklang dann schließlich bei 92 Hz angekommen. Nicht immer ist die Höhe zu "hören", verändert sich dieser Klang doch ständig in seiner Klangcharakteristik und Lautstärke, doch prinzipiell ist er ständig präsent. 

Aufgenommen wurde diese Tonspur folgendermaßen: Mit dem Blick auf die Uhr (eine Minute entspricht einem Kilometer Bachlauf) und auf die eingetragene Höhe des Baches in der topografischen Karte TK 25000 wurde in Echtzeit die Frequenz und Lautstärke der AFM-Modulatoren des SY99 verändert.

 

Die Triftbauwerke Woog und Riesel (Infos z.B. hier)

Im Oberlauf des Baches wurden alle beobachteten und von mir kartierten Bauwerke aus der Triftzeit des Baches (hauptsächlich aus dem 19. Jahrhundert) klanglich eingebaut: Staubecken (Wooge) und Riesel dominieren akustisch somit auch das erste Stück bis Speyerbrunn und prägen ein ziemlich technoides Klangbild.

 

Brücken

Alle Brücken, seien es Kleine oder Grosse, wurden als Symbol der menschlichen Besiedelung mit einem eigenen Klang belegt, mit starkem rechts - links Effekt, sozusagen der symbolisierte Wechsel von Mensch und Material von der einen Bachseite zur anderen.

 

Siedlungsgebiete

Alle Siedlungsgebiete haben einen eigenen Klanghintergrund. Zwei klanglich stark veränderte Ausschnitte aus Werken des finnischen Komponisten Arvo Pärt bilden hier den etwas melancholischen Hauptklang.

 

Stellen mit Wasserkraftnutzung

Alle Stellen mit aktiver Wasserkraftnutzung, also nicht auch jetzt stillgelegte Mühlen, sind klanglich notiert, Ausgangsklang ist hier ein "Massenauftreten" von ca. 40 Metronomen (Arnold Schönberg ??, hab den Klang einmal ohne nähere Angaben im Radio aufgenommen). Dieser Klang wurde in der Zeitachse bei gleichbleibender Frequenz mit dem "MAGIX AUDIO STUDIO 5" gedehnt, der Klang symbolisierte mechanische Geschäftigkeit.

Verschlammte Bachabschnitte

In der Rheinebene verliert der Bach mehr und mehr seine Fliessgeschwindigkeit, dazu kommt noch die oft künstliche Geländeführung des Baches sowie die Aufstauung des Wassers vor der Frohn- und der Aumühle. Es gibt Bachpassagen, wo ich fast nicht mehr laufen konnte, da ich bei jedem Schritt 50 cm oder tiefer in Schlamm versank. Sehr mühsam. Diese Bereich müssen regelmässig kostenintensiv vom Gewässerzweckverband von Schlamm "gereinigt" werden.
Sie sind akustisch seperat vermerkt.... 

 

Unterirdische Passagen

Unterirdische Passagen des Baches wie die unter den grossen Papierfabriken, die ca. 600 Meter lange Passage in Neustadt, wo der Bach kanalisiert verläuft, sowie die Passage des rechten Bacharmes in Speyer, ca. 1 Kilometer lang, sind durch ihre lange Hallzeit meist deutlich zu "erhören".

 

Sonstiges

Der hydraulische Widder von Erlenbach, das Pumpenhaus steht direkt neben dem Speyerbach, MEHR INFOS HIER

Prinzipiell wurden die Wassergeräusche verwendet, die auch an Ort und Stelle aufgenommen worden waren, selten wurden Klänge geloopt.

Verwendet wurden auch Interviews von Anwohnern o.ä., die sich meist zwanglos während der Bachwanderung ergaben: Fabrikarbeiter, Bauern... Allerdings wurden diese Passagen absichtlich nur sehr vage mit schwachem Pegel in das Klangbild eingebaut, man versteht nur Fragmente.

Technische Ausrüstung

Audioaufnahmen im Gelände: Sony MZ R70
Mikrofon: ECM-959A Stereo

Abmischung am heimischen PC mit MAGIX AUDIO STUDIO 5, 16 Spur Stereo

Klangperipherie:

Sampler: EMULATOR IIIxp
Synthesizer: Yamaha SY99
Klangprozessor: Sony V77

Zuletzt wurde alles mit Electronic Cosmo's MPEG Suite 1.5 von WAV nach MP3 konvertiert