Das Triften
               
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Das Triften

Das Triften war eine Saisonarbeit. Ausnahmsweise im Herbst ab dem 20. Sep­tember und meist im Frühjahr bis zum St. Georgstag (23. April) wurde getriftet. Die Triftmannschaft mußte vom Einwurfplatz (Bollerplatz) bis zum vorgesehenen Holzhof das Flootz begleiten, um schließlich im Holzhof das aus dem Wasser gezogene Holz aufzusetzen.

Bevor mit dem Triften begonnen wurde, mußten die Wooge für das Sammeln des Wassers geschlossen werden, der Fachmann sprach vom "Stellen". Der Woogmann hatte diese verantwortungsvolle Tätigkeit zu besorgen. Es mußte gewährleistet sein, daß die Wooge nach genauen Vorgaben geschlossen und geöffnet wurden. Daher war es nötig, die einzelnen Vorgänge vorher mit den Beteiligten zu besprechen und die Uhren genauestens einzustellen.

Wenn der entscheidende Zeitpunkt zum Öffnen der Klause gekommen war, das Wasser aus dem Abfluß hervorschoß, wurde von dem unmittelbar nächsten Bollerplatz Scheit für Scheit in den Triftbach geworfen. Das Holz ordnete sich sehr rasch, nachdem es zunächst einmal kunterbunt durcheinandergewirbelt worden war, zu einem Zug. Freilich halfen die Flößermannschaften mit ihrem Floßhaken nach, wenn Störungen auftraten.

Das Einwerfen begann sinnvollerweise am entlegensten Ort und schritt dann auf der Klausenreihe talabwärts gegen den Bestimmungsort fort. Das Vorwasser nahm die ersten Scheite mit, das Hauptwasser schließlich die Masse des Holzes, doch hörte man mit dem Einwerfen auf, ehe die Klause ganz erschöpft war, damit die schweren Stücke, die sich am Ende des Holzstromes befanden, noch genügend Nachwasser erhielten.

Dem Zug des dahinschwimmenden Triftholzes folgten die Triftknechte, um jederzeit bereit zu sein, Stockungen mit ihren hellebardähnlichen Floßstangen zu beheben. Zu diesem Zwecke mußten sie aufmerksam das Holz beobachten und auf dem Triftpfad den Bach entlang folgen. Jeder Wiesenbesitzer mußte das Betreten durch das Floßpersonal erlauben. Aus diesem Grund war es sinnvoll, mit dem Wachsen des Grases auf dieser Wiese das Triften zu beenden, um die Wiese nicht zu schädigen. An besonders gefährdeten Stellen, an Biegungen, Mühlen usw., sorgten vorher aufgestellte Floßposten dafür, daß kein Schaden am Gestade, an Rechen für Mühlen und an Werkkanälen erfolgte.

Es sei an die eingangs des Beitrags gebrachte Schilderung des Oberforstmeisters ferdinand waltzinger erinnert, der von früher Kindheit das Triften durch seine Heimatstadt Lambrecht erlebt hatte. (123) Eines der wenigen Zeugnisse über das aufregende Schauspiel des Triftens in der Pfalz liefert uns Lehrer heinrich lützel aus Mutterstadt:

"Die Zeit der Flößerei hatte eigenartige Reize für die Jugend. Diese holte das ankommende Holz in dem angeschwollenen Rehbach schon weit über der Gemarkungsgrenze ab. Die größte Freude wurde ihr bereitet, wenn sich das Holz 'stellte'

Solches geschah dadurch, daß sich einzelne Stücke am Ufer ansprießten, wodurch der Lauf des ganzen gehemmt wurde. Die gewandtesten und waghalsigsten der Buben setzten dann auf den Holzscheiten von einem Ufer über auf das andere. Schuhwerk wurde dabei nicht naß, weil die Jugend keines anhatte.

Jetzt kam der Holzflößer mit seiner langen Stange, die am Ende eine gerade und eine halbmondförmig gebogene Spitze hatte, zog einige Stücke weg und das Holz kam wieder in seinen Lauf. In gewissen Abständen waren nämlich Holzflößer statio­niert, die ihre zugeteilte Strecke von Zeit zu Zeit abgehen mußten. Sie stammten alle aus Haßloch. Manche derselben bauten sich Hütten, um gegen Regen geschützt zu sein. Dabei bildeten sie ein Rechteck mit einer offenen Seite aus aufgerichteten Holzscheiten, legten solche darüber, schichteten oben Rasen darauf und die Schutzhütte war fertig. Vor dieser Schutzhütte unterhielt der Holzflößer gewöhnlich ein Feuer. Da brachten die Buben Kartoffeln, welche im Sande gebraten wurden. Oh, wie schmeckten diese so herrlich, wenn auch das Aeußere ganz verkohlt war! -

Am Mutterstadter Holzhofe wurde das Holz von den Flößern mit ihren langen Stangen aus dem Wasser herausgezogen und mit Schubkarren weiter geschafft. Den Holzhof durchzog nämlich eine Längs- und eine Querstraße, die sich in der Mitte schnitten. Beide waren gestückt und mit Kies überfahren. An der Stelle, an der das Holz aus dem Floßbach herausgeschafft wurde, waren steinerne Treppen. Wenn die Flößerei vorbei war, wurden die 'Senker' aus dem Bachbette herausge­holt, klafterweise aufgesetzt und versteigt. Dann wurde der Rehbach 'geputzt'. Aus den Holzflößern wurden jetzt Bachputzer. War dann der Bach gereinigt, dann kam das 'neue Wasser'. Halbstundenweit wanderte die Jugend dem Wasser entgegen. Welch ein Jubel, wenn dasselbe so zwei, drei Zentimeter hoch dahergekrabbelt kam " (124)

Einige Tatsachen des Berichtes sind aufschlußreich. Es war offenbar nie ganz aus­zuschließen, daß sich die Holzmassen zu Bergen auftürmten, sich "stellten". Dies konnte zu Schäden an den Uferbefestigungen führen, konnte Wasser aufstauen und auf Felder und Wiesen leiten. Der Ärger mit den Besitzern war dann vorgegeben. Wir verdanken unserem Gewährsmann ferner eine genaue Beschreibung der Floßstange, dem Floßhaken, auch Floßbacke genannt. Sie hatte am Ende "eine gerade und eine halbmondförmig gebogene Spitze", erinnerte somit an eine Hellebarde der Lands­knechte. Die Floßhaken wiesen diese Form bereits in Grundzügen seit der Römerzeit auf. Regional verschieden sind dennoch die einzelnen Ausführungen. Das Elmsteiner Waldarbeitermuseum bewahrt noch einen angeblichen eisernen Floßhaken auf, doch könnte es sich dabei auch um einen Feuerhaken aus dem 19. Jahrhundert handeln, wie er zur Brandbekämpfung verwendet wurde. Auch in der Ebene gab es Dörfer, in denen es offenbar zahlreiche Flößer gab. Hier handelt es sich um Haßloch, das auch bis 1859 Sitz eines eigenen Triftmeisters war.

Die moderne Gaudiflößerei auf bayrischen Flüssen und die Verklärung des Flößer­berufs in Literatur und Malerei lassen vergessen, daß das Flößerhandwerk und die Arbeit des Triftknechtes harte und gefährliche Tätigkeiten darstellten. Sicher ging es auch im pfälzischen Triftbetrieb nicht ohne Unfälle ab. Die Flößerei in anderen Mittelgebirgen und in den Alpen war ausgesprochen gefährlich und forderte ihre Opfer.

Das Triften war oftmals auch Knochenarbeit und bei ungünstiger Witterung alles andere als angenehm. Davon verrät auch unser Text. Da der Flößer auch nachts von zu Hause weg war, mußte er sich auf eine Übernachtung im Freien einrichten. Daß die Flößer sich Behelfsunterkünfte aus Holz im Freien bauten, so wie es die Köhler oder Fischer auch taten, zeugt von ihrer anstrengenden und ungeschützten Arbeit im Freien. Ahnliches galt auch für die bescheidenen Bretterverschläge auf den gebundenen Flößen, die auf den Rheinnebenflüssen und auf dem Rhein bis nach Holland schwammen.

"Auch an das Flößen kann ich mich noch erinnern.

Das Holz aus dem Bürgerwald wurde zu der Zeit, als die Eisenbahn noch nicht gebaut war, meistens auf dem Wasserweg durch das Tal weiter befördert. An einem bestimmten Tag im Monat mußte das Werk stillstehen und das Wehr hochgezogen werden. Unzählige Holzscheite schwammen Stück um Stück auf dem hochgeschwollenen Bach (die Queich - der Verf.) heran; wir standen dann auf der schmalen Brücke vor dem Hause und schauten zu, wie die 'Flötzknechte' mit langen Stangen, an denen spitze eiserne Haken befestigt waren, die sich stauenden Scheite wieder in Bewegung brachten und bachabwärts trieben. Einmal passierte es, daß meine ältere Schwester in den Bach fiel, mitten in die treibenden Holzscheite hinein. Sie vermochte sich aber noch an den unteren Balken der Brücke festzuhalten. Auf ihre Hilferufe kam der 'Hanjakob' herbei, der zum Glück gerade im Wasserbau beschäftigt war und sie noch herausziehen konnte, ehe sie ganz unter das treibende Holz geriet."

hauck, Lina. Die Mühle im Wasgau. Jugenderinnerungen einer Pfälzerin. Kaiserslautern 1948, S.16.


Gerd Norbert Meyer, "FLÖßEREI UND TRIFTWESEN IN DER PFALZ", innerhalb des Buches "Altes Handwerk und Gewerbe in der Pfalz, Pfälzerwald", Waldbauern, Waldarbeiter, Waldprodukten- und Holzwarenhandel, Waldindustrie und Holztransport von Helmut Seebach (Herausgeber) erschienen. © bachstelz-verlag helmut seebach Verlagsbuchhandel für Pfalzliteratur Annweiler-Queichhambach 1994, ISBN 3-924115-13-3, Veröffentlichung innerhalb dieser Diplomarbeit mit Genehmigung des Autors und des Herausgebers vom 13.11.2000


 

 

 

 

 

 

 


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