Die Klausen
               
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Die Klausen


Siehe auch Videos zum Thema: Wooge im Erlenbachtal: 

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Ergänzung durch M.Grund


Die bayrische Verwaltung brachte es mit sich, daß viele Forstbeamte aus dem rechtsrheinischen Teil des Königreiches in die Pfalz kamen; sie brachten die floßtechnischen Bezeichnungen ihrer Heimat mit. So sprachen sie von Trift, während in der Pfalz stets von Flößen die Rede war, Wooge nannten sie Klausen, die im Frankenwald auch Floßteiche hießen und anderswo Schwemmteiche.

schuberg bezeichnet die Schleusenwehre, die das Aufspeichern großer Wassermengen ermöglichen sollten, als Klausen. In der "Handwerksfibel Flößerei und Trift" (108) werden Klausen "künstliche Wassersperren" genannt. Nach der gleichen Quelle wurden im Schwarzwald kleinere Stauwehre als "Klusen" bezeichnet, während man in der Schweiz unter Klusen "die Tätigkeit des Triftens" verstand. Der schon öfters genannte jägerscHmid spricht bei den künstlichen Stauungen von "Wasserstuben" und "Schwellungen", was von ihrer Größe abhängig ist. (109) In seinem Standardwerk "Handbuch für Holztransport- und Floßwesen" unterscheidet er "Wasserstuben", "Wöhre" (Wehre) und "Teuche" (Teiche), "Schwellungen" und "Klausen".  

Im Erlenbachtal: Im Hintergrund Woogmauer mit Auslass und vorne das begradigte Triftgewässer Erlenbach , Aufnahme Martin Grund

"Schon die Benennung dieser Wasserbauten bezeichnet ihren Zweck, indem sie das im Großen vollbringen sollen, was die Wasserstuben, Wöhre und Teuche, nur im Kleinen auszurichten vermögen. Thäler, durch welche Quellen oder Bäche hinabziehen, werden mit diesen Wasserbauten öfters auf eine Breite von 3 bis 500 Fuß und auf eine Höhe von 20 bis 35 Fuß quer durchgeschnitten, Quellen und Bäche in ihrem Fortströmen durch sie gehemmt, die Wasser gesammelt und hinter dem Schwöllungsbaue oder der Klause ein wasserreicher See gebildet, welcher nach Belieben und Bedürfnis, durch geeignete Wasserpforten oder Schleusen wieder abgelassen werden kann. "(110)

Nach den Empfehlungen der Experten sollte die Anlage der Klause hoch im Oberlauf des Baches erfolgen, damit ein großer Teil des anschließenden Bachlaufes von ihr mit Wasser versorgt werden konnte. Das Einzugsgebiet sollte so gewählt sein, daß die Klause nach dem Ablauf des Wassers rasch wieder ihren Vorrat ergänzen könne.

Der Bau der Klause sollte möglichst an einer Talengstelle vorgenommen werden, damit die Breite der Schleuse noch wirtschaftlich sei. Sie sollte sich an Felsen anleh­nen können. Die anschließende Talerweiterung könne dann den kleinen Stausee aufnehmen. Günstig seien glatte Felswände an den Seiten und ein wenig gefällreicher Talboden. Da sich die Erdklausen und Holzklausen rascher verbrauchten als Steinklausen, seien diese vorzuziehen. Aus Kostengründen wurde empfohlen, die dem Wasser zugekehrte Seite aus soliden Quadern zu errichten und zur Talseite eine zementierte Bruchsteinmauer mit starkem Erddamm zu bauen, wie es im Bayerischen Wald üblich geworden sei. (111)

Die im Pfälzerwald noch so zahlreich vorkommenden Überreste dieser imponierendsten Triftbauten ermöglichen es, uns ein Bild vom Aussehen der Klausen/Wooge zu machen.

Freilich muß gleich die gewichtige Einschränkung gemacht werden, daß gerade die größten Wooge nicht auf uns gekommen sind, nämlich die "Falkenburger Klause" mit 8000 m³ und der "Franzosenwoog" mit 7600 m³, ersterer lag bei Wilgartswiesen, letzterer am Hochspeyerbach, somit keine Aussage über ihr Aussehen gemacht werden kann.

Bei den erhaltenen Klausen handelt es sich um die mittleren und kleineren Ausführungen. Wasser- und Talseite der Staudämme sind bei ihnen aus Quadermauer­werk errichtet. Das Innere besteht aus einer Erdschüttung. Im Pfälzerwald fehlten die natürlichen Felsen, an die sich Staudämme hätten anlehnen können, denn die untersten Hangpartien bestehen meist aus alluvialem Geröll oder Schwemmsand. Somit konnten die Stauhöhen auch nur bescheidener ausfallen als im Schwarzwald oder in den Alpen, unabhängig von den geringen Niederschlagsmengen, die die Füllungszeit für den "Stausee" verlängert hätten. Somit mußte man sich mit kleineren Anlagen begnügen.

Die schönsten Beispiele für kleine Klausen finden sich heute im Gebiet von Erlenbach, Breitenbach, Wellbach, Leinbach, aber auch Scheidbach und Wartenbach.  

Woogauslass der Rumpelslocher Klause, Aufnahme Martin Grund

Die Rumpelslocher Klause im Finster-Breitenbach-Tal wurde ihrer technisch-gekonnten Bauweise wegen in den Sammelband "Technische Denkmäler in Rheinland-Pfalz" aufgenommen. (112) Vom Forsthaus Schwarzsohl kommend, führt ein Wanderpfad direkt entlang der Finster-Breitenbach an der Anlage vorbei. Besonders gut läßt sich vom Weg aus die Anlage dieses Baues betrachten. Zur ehemaligen Wasserseite bildet die Quadermauer zwei leichte Bögen, die den Wasserdruck des kleinen Stausees aushallen mußten. In der Mitte des Bauwerks ist der Durchlaß in der Form eines Rechtecks zu erkennen. Hervorragend ist die Nute ausgeführt, in der der Kulissenschieber lief, wodurch die abzugebende Wassermenge dosiert werden konnte.

Der Zwischenraum zwischen der Quadermauer zur früheren Wasserseite und der Talseite ist mit Erdschüttung ausgefüllt. Zwei mächtige Quaderreihen führen über den Wasserdurchlaß hinweg und bilden somit gleichzeitig eine Brücke, über die man heute noch bequem gehen kann. Von der Talseite blickt man auf den Wasserdurchlaß wie durch eine hohe Tür, die sofort in den Wassersturz übergeht, eine imponierende Wasserrampe, deren Boden aus mächtigen Quadern gebildet wird, über die das Wasser heute noch in die Tiefe rinnt. Beide Seiten des Wassersturzes werden durch Quaderwerk begrenzt, ein imponierendes technisches Bauwerk.  

Woogauslass im Breitenbachtal, Aufnahme Martin Grund

Nachdem das Wasser den Sturz hinuntergeschossen war, floß es im geraden Triftkanal schnurgerade talabwärts. Einige Wasserstürze führten das Wasser wie auf einer Treppe weiter, sie hatten die Funktion, die Fließgeschwindigkeit zu verringern und dadurch die Transportfähigkeit zu vergrößern. Man kann sich gut vorstellen, wie das Klausentor geöffnet wurde, aus dem dann schwallartig das Wasser über den Sturz in den Triftkanal hinunterschoß. Bei einer Breite von 2 m konnten die Scheithölzer mühelos befördert werden. Wenn die Klause oder der Woog leer war, wurde das Tor geschlossen, und es dauerte eine Weile, bis sich genügend Wasser für den nächsten Triftvorgang angesammelt hatte.

 

Woogauslass im Breitenbachtal, Aufnahme Martin Grund

Man konnte die Klausen auch in einer Kette hintereinander bauen, und zwar so, daß man einen Hauptwoog durch kleinere ergänzte, die man oberhalb anlegte, um durch diese sog. Speicherweiher die Hauptklause rasch wieder zu füllen oder ihr Wasser zum "Nachwassergeben" zu nutzen. Klausen unterhalb der ersten großen Holzeingebungsstelle (Bollerplatz) dienten dazu, vor dem "Hauptwasser" als sog. "Vorwasser" den Triftgang einzuleiten, man konnte sie aber auch als "Nachwasser" benutzen, um liegengebliebenes Holz fortzuspülen. Wenn diese kleineren Wooge im Triftbach selbst angelegt waren, mußten diese Klausen eingerichtet sein zum Durchtriften des Holzes oder es mußte in einer Umleitungsrinne an der Klause vorbeigeführt werden können. (113)  

Die Abflußvorrichtung war meist auf der ganzen Höhe und Breite in Form eines Schachtes mit Quadermauern begrenzt, selbst die Sohle war gepflastert. Die dicken Bohlen verliefen in sauber eingehauenen Nuten, sie konnten mit den Floßhaken herausgenommen werden. Daher hießen sie "Kulissenverschluß"; er ermöglichte das problemlose Durchtriften des Scheitholzes.

"In sonstigen Fällen war an der Sohle des Auslaufschachtes in der Bohlenwand eine Öffnung ausgespart (Grundablaß) von den Ausmaßen 0,30 x 0,50 bis zu 0,60 x 1,50 m, je nach Breite des Schachtes und der dahinterstehenden Wassermenge. Geschlossen war diese Öffnung durch eine in Nuten geführte Hebtüre, die meist durch eine Schraubenspindel bewegt wurde; die Mutter der Spindel war regelmäßig eingelassen in die schwere steinerne Deckelplatte." (114)

Bei Füllung der Klause konnte das Wasser über die Bohlenwand ablaufen, zur Sicherheit war jedoch meistens noch ein seitlicher Überlauf vorhanden.

 

a. Bauweise

Da einige der Klausen heute völlig trocken liegen, läßt sich ihre Bauweise gut studieren. Im Wellbachtal finden sich zwischen der Abzweigung nach Hofstätten bachaufwärts zwei Klausen, die nach dem alten Judenwaldviertel Moses- und Aronklause benannt sind. In der modernen Wanderkarte steht Mosisklause. Die Wehr staut heute noch den kleinen Woog. Weiter dem Tale folgend, treffen wir auf eine leider stark in Verfall befindliche Wooganlage, die im Sommer meist trocken liegt. Die Abflußvorrichtung ist außer Betrieb, das Wasser hat sich daneben seinen Weg talabwärts gesucht. Gestrüpp und Bäume haben von dieser ehemaligen Triftanlage Besitz ergriffen.

 

 

81. Die Mosisklause im Wellbachtal

Vom Waldweg, der über dem Woog vorbeiführt, muß man durch Brombeerge­strüpp zum Woogdamm hinuntersteigen. Noch hält die Quaderwand zur Woogseite. Es handelt sich dabei um gewaltige Buntsandsteinquader mit den Maßen 1,00 x 0,80 x 0,20, die sich der Verwitterung bislang erfolgreich widersetzt haben. Beklagenswert präsentiert sich freilich die Abflußvorrichtung, die von der Seite beschädigt ist. Das Wasser fließt heute nicht mehr durch den dafür vorgesehenen Durchlaß. Somit ist es möglich, die trockenliegende Einrichtung von der Bachsohle her zu vermessen.

Zur Talseite bauen mächtige Sandsteinquader den Abfluß auf. Zwei Pfeiler aus je acht Quadern begrenzen den eingelassenen Abfluß. Die drei oberen Quader sind abgeschrägt und bilden so eine Rampe. Fünf Quader ergeben den Unterbau, Ihre Maße betragen 0,80x0,80x0,32 m. Die Kanalsohle ist mit Platten belegt, die eine Oberfläche von 0,45x0,80 m haben. Für das aus dem Woog ausströmende Wasser gibt es einen oberen und einen unteren Durchlaß. Der untere, unmittelbar auf der Sohle, hat die Maße 0,53 m in der Höhe und 0,59 m in der Breite.

Der obere Durchlaß ist nur 0,30 m hoch. Der Abstand  zwischen oberem und unterem Durchlaß beträgt 1,5 m. Der mit Quadern eingefaßte Kanal ist nach dem Auslauf l ,40 m breit. Selbst im heutigen Verfallstadium nötigt die saubere Ausführung der Konstruktion höchste Bewunderung ab.

   

82. Die Mosisklause im Wellbachtal von der anderen Seite

 

Bei der Mosisklause stürzt das Wasser heute noch über die Quaderwand auf die gepflasterte Sohle, um anschließend den Sturz gleichsam über eine Rampe hinunterzuschießen. Das dabei entstehende lebendige Rauschen ist an vielen Triftbächen zu vernehmen, wenn das Wasser die jeweiligen Stürze passiert.

Aus den Abmessungen läßt sich das Gewicht der Buntsandsteinquader ermitteln. Ausgegangen wird von dem spezifischen Gewicht von ca. 2,5, gr./ccm. Bei einem Quader mit den Abmessungen l m Länge, 0,8 m Breite und 0,2 m Höhe ergibt sich ein Gewicht von 400 kg. Bei Quadern mit den Ausmaßen 0,8x0,8x0,32 m ein Gewicht von 512 kg. Bei dem Bau einer kleineren Anlage wie die des Gambswooges im oberen Wartenbachtal, der zum Woog hin eine Steinmauer von ca. 18 m. Breite aufweist, ergeben sich schon beträchtliche Quadermengen. Acht Quaderreihen bauen hier die Steinmauer auf, an die sich dann der Erdwall anschließt.

Aus den Angaben kann man ermessen, daß die steinernen Triftkanäle, Klausen und Wehre erstaunliche technische Leistungen zu ihrem Bau erforderten, damit verbunden war auch die Errichtung der Mauern an den Waldstraßen und der vielen Brücken, die das Gebirge erst für den Holzabbau erschlossen.

b. Größe

Die größte Klause in der Pfalz war die oben schon erwähnte "Falkenburger Klause" am Holzmagazin bei Wilgartswiesen. Sie war aus Steinen und Erddämmen erbaut und nahm "incl. Canal= und Uferwänden eine Fläche von 1 1/4 Tagwerk" ein und konnte "bei mittlerem Wasserstand täglich einmal gefüllt werden". Ihre 8000 m³ brauchten "2 Stunden 48 Minuten zum Leerlaufen", sie förderte "bei der Vertriftung täglich 300-400 Klafter" Holz. (115) Ihr Aussehen wird durch eine Zeichnung in einem Handbuch verdeutlicht. Danach lag die Klause, die hier als Floßteich bezeich­net wird, "hart neben dem Triftbach, sie selbst war "von etwa 15 Fuß hohen festen Dämmen" umgeben. (116)

Nach den Angaben elsners waren von den 32 Klausen des Neustadter Triftbezirks die Ausmaße von 26 noch bekannt. So konnte er nach ihrem Fassungsvermögen eine Klassifikation aufstellen:

 

Fassungsvermögen in cbm

Zahl

weniger als 500

2

500- 1000

3

1000-2000

10

2000 - 3000

5

3000 - 3500

4

6500

1

7500 - 8000

1

  

Der Franzosenwoog als größter Floßteich im Neustadter Triftbezirk wies bei einer Stauhöhe von 2,2, m eine Staulänge von 330 m auf, seine Stauspiegelfläche betrug 8.900 m2, seine durchschnittliche Breite 27 m. Während des Sommers waren seine Wasser abgelassen, und somit war aus dem Floßteich eine Wiese geworden. Nur ein Ritterstein erinnert an diesen Woog südlich der Straße und der Eisenbahnlinie von Frankenstein nach Hochspeyer. (118)

Noch länger war mit 483 m ein Woog im Leinbachtal kurz vor der Einmündung des Leinbachs in den Hochspeyerbach. Das Fassungsvermögen dieses Wooges lag bei 6.500 m³, die Breite war der örtlichen Gegebenheiten entsprechend deutlich schmaler als die des Franzosenwooges.

Nach elsner bestand die Funktion dieser Klause u.a. darin, ein Zusammentreffen beider Flutwellen zu verhindern, wenn gleichzeitig auf beiden Bächen getriftet wurde. Die Stauhöhe der einzelnen Wooge schwankte zwischen 1,66 m und 4,70 m, durchschnittlich lag sie bei 2 bis 2,50 m. Die Staulänge der übrigen Wooge betrug zwischen 23 und 224 m. Es gab ganz kleine Floßteiche mit 140 m2 Fläche und größere mit 2680 m2, ebenso unterschiedlich war auch die Füllzeit, die zwischen 12 und 36 Stunden schwankte. Kleine Wooge waren schon nach 6 Minuten leer, bei großen konnte die Auslaufzeit 4 1/2 Stunden betragen. (119)

Gerd Norbert Meyer, "FLÖßEREI UND TRIFTWESEN IN DER PFALZ", innerhalb des Buches "Altes Handwerk und Gewerbe in der Pfalz, Pfälzerwald", Waldbauern, Waldarbeiter, Waldprodukten- und Holzwarenhandel, Waldindustrie und Holztransport von Helmut Seebach (Herausgeber) erschienen. © bachstelz-verlag helmut seebach Verlagsbuchhandel für Pfalzliteratur Annweiler-Queichhambach 1994, ISBN 3-924115-13-3, Veröffentlichung innerhalb dieser Diplomarbeit mit Genehmigung des Autors und des Herausgebers vom 13.11.2000


 

 

 

 

 

 

 


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