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DIE RHEINPFALZ -
NR. 172
KREIS LUDWIGSHAFEN IM GESCHICHTSBUCH GEBLÄTTERT Als am Sülzerweg große Flächen Kartoffeln ersoffen MUTTERSTADT: 140 Jahre wurde Holz auf dem Floßbach
transportiert - 1741 trieb die erste Fuhre nach Fußgönheim VON  UNSEREM 
MITARBEITER    HANS-JÜRGEN 
BECKER In der Vorderpfalz ließen die Kurpfälzer Behörden 
Wasserläufe wie den  Speyerbach,
den Rehbach und die Isenach zum Holztransport aus den Wäldern um Elmstein und
Frankenstein ausbauen. Als Kurfürst Karl Philipp 1736 die Schönfelder Salzhütte
bei Bad Dürkheim übernahm, wollte er das zum Salzsieden erforderliche
Brennholz nicht aus den angrenzenden „ausländischen" 
leiningischen Wäldern beziehen. In den Jahren 1740/41 mußten daher die
betroffenen Gemeinden den Floßbach als Verbindung 
zwischen-Rehbach und Isenach schaffen. Die Mutterstadter mußten 
das Teilstück zwischen dem Böhlgraben im 
Süden bis zum „Schlichtloch" im Südwesten der Gemarkung 
ausgraben. Am 29. November 1741 trieb das erste Holz vom Kohlhof  nach Fußgönheim,  wie
Mutterstadter Bürger Johann Jakob Biebinger in seinem Hausbuch berichtet. In drei Tagen nach Neustadt  Das Aufkommen nahm  zu.
Vom 18. August bis zum 12. November 1742 wurde ununterbrochen auf dem Floßbach 
geflößt. Von Speyerbrunn bis Neustadt mußten 20 Mann 
die Menge von 600 bis 700 Klaftern begleiten, ab Neustadt bis zum Rhein
gar 25. Da durch das Stauen des Wassers kein 
Schaden an  Ufern, Brücken,
Mühlen  und Feldern entstehen
sollte, mußte das Holz Neustadt in drei Tagen erreichen. Unterhalb der Stadt
bis zum Rhein waren nur 24 Stunden zulässig, In Mutterstadt unterband die
Anlage des Floßbaches die Zufuhr frischen Wassers in den Dorfgraben, der sich
daraufhin zu einem stinkenden Pfuhl und  einer
Brutstätte für Ungeziefer entwickelte. Auch sonst brachte die Flößerei der
Gemeinde neben dem erforderlichen Bau- und Brennholz für den heimischen
Gebrauch und die ge werblichen, Betriebe allerlei Ungemach. Der Floßbetrieb
brachte den Angrenzern  besonders in 
den Jahren 1758, 1770 und  1784
schwere  Überschwemmungen. Auch 
in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts führte Hochwasser zu Mißernten.
Das Jahr 1846 soll alles dagewesene noch  übertreffen
haben. Der Bürger Wilhelm  Weinacht:
„In den 5oer Jahren war große Wassernot bei uns. Da hat das tiefe Feld nichts
eingetragen. Am Fußgönheimer Weg stand jahrelang das Wasser und im 
Winter sind wir dort Schlitten gefahren. Am Alten Damm haben sogar im 
Sommer die Frösche und  Kiebitze
geschrien und am Sülzerweg sind große Flächen Kartoffeln ersoffen."
Westlich des Ortes entstand ein Holzhof. Ludwig  Wolff aus  Wachenheim
war  1814 der 
letzte private Pächter. Schließlich ging der Holzhof 1822 an den 
Bayerischen Staat. Auf dem Hof fungierten meist ein ausgedienter
Forstbeamter als Verwalter. Längs des Floßbaches waren 
in Abständen die Flößknechte postiert, die die ihnen zugeteilte
Strecke regelmäßig abgingen. Mancher baute sich zum Schutz vor der Witterung
einen einfachen Unterstand aus aufgerichteten Holzscheiten und Rasenstücken.
Rechteckig angelegt, wies die Hütte eine offene Seite auf. In dem Feuer davor
wurden von Mutterstadter Buben gerne Kartoffeln gebraten.  Waghalsige Burschen  Überhaupt  war
die Zeit des Flößens für die Jugend reizvoll. So holte der Nachwuchs das
ankommende Holz schon weit vor der Gemarkungsgrenze im angeschwollenen Rehbach
ab. Interessant wurde es, wenn sich die Holzscheite „stellten" und sich
die nachschiebende Fracht im Bachbett verkeilte. Die waghalsigsten Burschen
setzten dann über die Hölzer von einem Ufer auf das andere. Der Knecht zog mit
einer langen Stange einige Stücke weg, bis das Holz wieder in Fluß kam. Am 
Holzhof angelangt, zogen die auf den 
großen  steinernen Treppen
stehenden Knechte das Holz aus dem Wasser. Mit Schubkarren wurde es zum
Stapelplatz gebracht. Nachdem die Scheite klafterweise aufgestapelt waren,
verwandelten sich die Holzflößer in  Bachputzer.
Das Holz wurde dann öffentlich versteigert. Vor der Versteigerung setzte die Königlich
Bayerische  Regierung des
Rheinkreises in Speyer  jeweils die
Preise fest. Über den meistbietenden Verkauf waren Holzverkaufsprotokolle zu führen.
Die Steigerer und ihre Bürgen stammten überwiegend 
aus Mutterstadt, Dannstadt, Maudach und Neuhofen. 
Ab 1880 begann sich das Ende des Holzhofbetriebes abzuzeichnen. 
Die Bayerische Regierung verfügte mit Entschließung vom 17. November
1882 die Trift auf dem Hochspeyer- und Speyerbach bis zum Frankenthaler
Ausschlagplatz aufzugeben. Ab 1883 wurde der Holzhof nicht mehr bedient, der
Lagerlatz im Folgejahr an den Hauptbahnhof Mutterstadt (heute Bahnhof
Limburgerhof) verlegt. Das bisherige Holzhofgelände ließ der Bayerische Staat
1884 auf Eigentum versteigern. Der Gesamtwert des Schätzungsprotokolles wies für
die acht Positionen vom Wohnhaus  bis
zum Pflanzgarten stolze 10.245 Mark auf. Das Gelände wurde umgehend in
Ackerland umgewandelt. Die Stufen der Ländetreppe fanden beim Bau des Hauses in
der Ludwigshafener Straße 22 (Mutterstadt) Verwendung. Das 
Wohnhaus  brach man erst 1897
ab und baute es in der Ritterstraße 14 wieder auf. Nach rund 140 Jahren war es
mit der Flößerherrlichkeit vorbei. Mit ihr starb auch der Beruf des Flößknechtes
aus. (hbr)  | 
 
 
 
 
 
 
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