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Quelle. „Talpost Lambrecht vom 24. Jan. 1976
   Vom Triftbetrieb
  auf den Bächen des Pfälzerwaldes Auf dem Speyerbach herrschte ein großer Tirftbetrieb – Er
  war das billigste Transportmittel für Holz Von Forstamtmann F.Hauck Im  Wanderbuch 
  des PfälzerwaId-Vereins  für
  das Jahr 1930 fanden wir einen Artikel von 
  Forstamtmann  F. Hauck aus  Wachenheim  „Vom 
  Triftbetrieb auf den  Bächen
  des Pfälzerwaldes", der unsere Leser gewiß sehr interessieren dürfte,
  zumal die harte Arbeit des  Holzflößens
  fast ganz in Vergessenheit geraten ist und nur noch die ausgemauerten Bächufer
  und Wooge vom Flößen künden. F. Hauck schrieb damals: Betrachten wir  eine
  Karte unserer rheinpfälzischen Heimat, so fällt uns, gleichsam als Rückgrat
  der Pfalz, ein gewaltiger gegen 100 km langer und durchschnittlich 40 km
  breiter in nord-südlicher Richtung verlaufender Buntsandsteinrücken auf; mit
  Ausnahme der tief eingesenkten Täler und weniger Rodungen 
  bildet er ein geschlossenes Waldgebiet, das wir heute Pfälzerwald
  nennen — im Osten auf seiner ganzen Länge von 
  der etwa 25 km breiten pfälzischen Rheinebene begleitet, im Südwesten
  von  den Ackerbaugebieten der südwestpfälzischen
  Hochfläche, im Norden von  denen 
  des  nordpfälzischen
  Berglandes umrahmt.  Ein Kern von  135 000 Hektar Wald also, rings umlagert von fruchtbaren,
  intensiv bebauten, dicht bevölkerten und 
  waldarmen Landschaften. Sehen wir 
  dann weiter, wie von der über den Eschkopf ziehenden Wasserscheide aus
  in den tiefeingerissenen Schluchten und Tälern zahlreiche Wasseradern, 
  allmählich zu ansehnlichen Bächen sich entwickelnd, strahlenförmig
  nach allen Seiten sich ausbreiten und geradewegs 
  durch die Rheinebene  oder
  auf Umwegen  über Blies und Nahe durch die ebenerwähnten Ackerbaugebiete
  der  Südwest- und 
  Nordpfalz dem  Rheine zustreben, so haben wir 
  hier ein Schulbeispiel vor uns für die Zusammenlagerung 
  von Landschaften, die bei zunächst 
  noch unentwickelten Verkehrsverhältnissen zur Ausbildung und hohen 
  Entwicklung  des Flößereibetriebes 
  führen mußte: das fließende Wasser bot sich zur Verfrachtung des im
  waldreichen und unwegsamen Innern  erzeugten
  Holzes nach den waldarmen  Randlandschaften
  als billigstes Transportmittel geradezu an. Flöße  gingen
  bis nach  Holland Mit welcher  Art
  der  Flößerei hatten wir es im
  Pfälzerwald zu tun? Man unterscheidet
  bei
  der Holzbeförderung zu Wasser die so genannte gebundene  Flößerei, bei der das zu befördernde  Holz —   in
  der Regel  Stammholz — 
  nicht in einzelnen Stücken, sondern zu mehreren zusammengebunden, dem
  Wasser übergeben  wird, und die
  Einzel- oder Wildflößerei, auch kurzweg die Trift genannt, bei der das Holz 
  —  hier meistens Schicht-
  oder Klafterholz — in losen Stücken in das Triftwasser gebracht 
  und von  diesem an seinen
  Bestimmungsort  fortgetragen wird.
  Wohl hat der Pfälzerwald während eines längeren Zeitraumes Material 
  geliefert, das zu Flößen gebunden auf dem Rhein bis nach Holland
  gebracht wurde, auf seinen Bächen jedoch kam 
  es lediglich zur Ausbildung des Triftbetriebes  für Schicht-, Brenn- und Nutzholz. Von ihm  soll
  auch in der Folge nur die Rede sein. Von wann  ab in
  der Pfalz von der günstigen Gelegenheit zur Trift Gebrauch gemacht 
  wurde, ursprünglich wohl nur  als
  hauswirtschaftliche Betätigung Einzelner, entzieht sich 
  unserer Kenntnis: denn zu schriftlichen Niederlegungen gab es wohl 
  erst Veranlassung,  wenn  die
  Interessen Beteiligter in Gefahr  waren.
  Die  alten Aufzeichnungen
  betreffen daher bereits gewisse Regelungen 
  im Triftbetrieb, die auf sein schon längeres Bestehen hindeuten. Floßordnungen  regelten
  den Betrieb So wurde  im
  Jahre 1245 ein Abkommen  über Ausübung
  der Flößerei zwischen den Gemeinden der Oberhaingeraidegenossenschaft und
  der 1291 der Oberhaingeraide einverleibten Stadt Landau notwendig, was darauf
  hindeutet, daß die älteren Geraidegenossen schon vor 
  dem Abkommen  getriftet
  haben. Ebenso  ist anzunehmen, daß
  durch die Regelung der Floßholzlegerei in Neustadt 
  vom  Jahre 1330 Ordnung 
  in eine schon länger bestehende Betätigung gebracht werden sollte.
  Weitere Angaben über die ältesten  Nachrichten
  entnehmen  wir den Beiträgen
  „zur Geschichte der Flößerei im Pfälzerwald" von Häberle 
  (Pfälzische Heimatkunde, 1912): 1403 wurde  der Stadt Neustadt von König Ruprecht  ein Privilegium zur Flößerei auf dem  Speyerbach erteilt. Graf Emich von Leininqen und Herzof 
  Stephan von Zweibrücken trafen 1427 eineVereinbarung über die Flößerei
  des Holzes aus dem Falkenburfer Wald (Frankenweide) auf der Queich. Der
  Forstmeister Velmann erwähnt in seinen bekannten Waldbeforchungen 
  wiederholt Floßbäche. Über Lauter und Glan 
  wurde die Saline bei Kreuznach mit Brennholz versorgt  und die unter  Kurfürst
  Karl  Theodor  aufstrebende Industriestadt Frankenthai bezog 
  ihren Bedarf über  Isenach und Speyerbach. Floßkanäle wurden neben den natürlichen
  Floßwassern  gebaut, z. B. der
  Floßbach im Landstuhler Bruch  und
  die von  Speyerbach 
  und Isenach gespeisten Floßkanäle; Floßordnungen 
  regelten den Betrieb. Die wiederholten  staatlichen
  Veränderungen in der  in kleine
  Territorien zersplitterten Pfalz griffen natürlich ständig hemmend in den
  Betrieb  der Trift ein und ließen
  es zu keiner großzügigen Entwicklung kommen, sie vermochten jedoch nie,
  diese durch dringendes Bedürfnis hervorgerufene Einrichtung zum Erliegen zu
  bringen.   In französischer Zeit Mit  der 
  Okkupation  der sämtlichen 
  Landesteile der heutigen Pfalz durch Frankreich im Jahre 1793 endete
  die erste Periode in der Entwicklung desTriftbetriebes.Die zweite bildet
  „die französische Zeit" bis  zur  Wiedervereinigung  der 
  Pfalz  mit Deutschland  im  Jahre 1816.
  Sie brachte neben der Einführung der verhängnisvollen Coupenwirtschaft im 
  Pfälzerwald, d. h. des Holzverkaufs auf dem 
  Stock, auch  für die Trift
  nennenswerte  Änderungen: 
  so die Abschaffung der Floßgebühren als Mißverständnis bei der
  Aufhebung sogenannter feudaler Lasten, was 
  in einem Teile des Triftgebietes  zu
  schauderhafter Vernachlässigung der Triftanstalten und Einrichtungen führte,
  weiter  wurde  durch  den code 
  civil den schiff- und floßbaren  Flüssen 
  und Bächen die  Eigenschaft
  öffentlichen Eigentums  beigelegt;
  die nachmalige deutsche  Herrschaft
  übernahm diese Auffassung  und
  behielt sie bei, bis im Jahre  1876
  durch oberstrichterliche Entscheidung dieses 
  Eigentumsrecht  den 
  Angrenzern zugesprochen  wurde. 
  Einen Fortschritt  bedeutete
  die  im Jahre 1804, wenigstens für 
  das Neustadter  Tal, vollzogene Aufstellung von besonderen 
  Beamten,  die für die
  Regelung des  Triftbetriebes und für
  die Unterhaltung der Triftanstalten zu sorgen hatten. Die dritte und letzte
  Periode endlich beginnt mit dem   Jahre
  1816, in  welchem die Pfalz wieder an 
  das Mutterland Bayern  zurückfiel.
  Sie dauerte bis zum Jahre 1906 und  umschließt den höchsten Stand 
  der Entwicklung und  den 
  allmählichen  Niedergang des Triftbetriebes bis zu seiner völligen
  Aufhebung. Mit diesem Gang  der
  Entwicklung, mit der Schilderung  der
  Trifteinrichtugen und des Triftgeschäftes zur Zeit seiner höchsten Blüte,
  das ist etwa um das Jahr 1850 und den Gründen 
  für das allmähliche Eingehen wollen wir uns etwas näher befassen.   Die Holzhofe   Zielbewußt  und
  auf höchstmögliche Rationalisierung des forstlichen Betriebes bedacht,
  setzte 1816 die Tätigkeit der neu eingerichtete bayerischen Forstverwaltung
  ein. Darüber berichten der k. Kreisforstinspektor Martin 
  und  der k. Revierförster
  Stadtmüller in ihrer "Forstlich-charakteristischen Skizze der Waldungen
  auf dem bunten Sandsteingebirge der  Pfalz"
  vom  Jahre 1845 folgendes: 
  „Der Nutzungsbetrieb war unter der deutschen und 
  im Jahre  1816 unter der
  bayerischen Regierung ein anderer geworden. .Das.Coupensystem 
  war  beseitigt, Schlagführung,
  Fabrikation und Verwertung  der Hölzer
  bewirkte die Forstverwaltung von nun an im Detail, und die Zugängigmachung
  der Waldungen  war  zu einer ihrer wichtigsten und 
  unmittelbaren  Obliegenheiten
  geworden. Die nächsten  Ergebnisse
  davon waren die Wiedereinrichtung der  Queichtrift
  im Jahre 1821, die Erweiterung  der
  Triftanstalten im Neustadter  Triftgebiet,
  die Einrichtung der Flößerei auf der Wieslauter, dem 
  Storrbach  und 
  Salzbach. Diese Anstalten  erlangten
  im Laufe der Zeit durch Benutzung  aller Nebenbäche und Quellen, durch die Erbauung zahlreicher
  und regelmäßig mit Quader ausgeführten Wasserwooge 
  und  Wehre, durch Ausgleich 
  des Gefälls mittels Wasserstürzen, durch die Kanalisierung
  ausgedehnter Bachstrecken  mittels
  Quadermauern  und 
  Flechtwerk in  Normalbreiten. durch die Beseitigung der Jagwasser, durch die
  Konstruktion  von Wasserablässen,
  vermittels welcher gerade soviel Wasser, als für die Vertriftung
  erforderlich, gegeben werden kann, durch die 
  Anlage  zweckmäßiger
  Holzabladeplätze, durch die Errichtung von Holzhöfen in Albersweiler,
  Landau. Neustadt, Speyer, Mutterstadt und Frankenthal, eine sehr vollständige
  Entwicklung und  für das Land
  eine sehr große, höchst wohltätige Bedeutung." Auf dem Hochspeyerbach, Leinbach, Speyerbach, 
  Rehbach, Erlenbach, Legelbach, Helmbach, und Breitenbach wurde geflößt In wenigen  Jahren 
  waren  fast alle Flüsse  und  Bäche im 
  Pfälzerwald der Trift nutzbar gemacht worden. 
  Das Intelligenzblatt von 1823 zählt nicht weniger als 33 auf, die in
  folgende  7 Gruppen  zusammengezogen
  waren: a) Lauter-Glan: Lauter, Glan b) Neustadter Tal:
  Hochspeyerbach, Leinbach, Speyerbach, Rehbach, Floßkanal, Erlenbach,
  Legelbach, Helmbach,Breitenbach; c) Dürkheimer 
  Tal:  Isenach, Stüterbach d) Schwarzbach   und  
  Blies:  Schwarzbach,
  Moosalb, Merzalb, Münchweilerbach, Rodalb, Trualb, Blies e) Queich:  Queich. 
  Queichbach,  Kaltebach,
  Modenbach,  Wellbach. Eußertalerbach f) Lauter: Lauter, Salzbach, Scheitbach, Wartenbach,
  Pfortzbach, Reisbach g) Surrbach: Fischbach, Surrbach Die Oberleitung über, den gesamten  Triftbetrieb bekam das 1822 errichtete Triftamt in Neustadt,
  dem  in Elmstein und Annweiler (später
  Landau) zwei Triftmeistereien unterstellt waren. Der Amtsbereich des Triftamts 
  umfaßte  zwei deutlich
  geschiedene Triftbiete: das Neustadter Triftgebiet und das Triftgebiet der
  Queich, verbunden mit dem der Wieslauter.Die Höhe der Entwicklung, welche der
  Triftbetrieb etwa um  das 
  Jahr 1850 erreicht  hatte,
  mögen folgende Zahlen veranschaulichen:   Jährlich wurden  60
  000 Ster getriftet   Im  Neustadter
  Triftgebiet betrug die Gesamtlänge  der
  triftbaren Gewässer 141,3 km mit zusammen 32 steinernen Klausen. Rund  60
  000 Ster  Schicht-, Nutz- und
  Brennholz wurden alljährlich nur aus den Staatswaldungen an die Trift
  abgegeben  und nach den Holzhöfen 
  zu Neustadt, Speyer, Mutterstadt und 
  Frankenthal verfrachtet. Im Gebiet der  Queich- 
  und  Lautertrift dienten
  94,3 km  triftbare Gewässer mit
  zusammen 24steinernen Klausen der Holzverfrachtung; rund 
  22 000 Ster waren  hier die
  jährlich in die Holzhöfe Annweiler und Landau verfrachtete Holzmenge.Wollen 
  wir uns ein genaueres  Bild
  davon  machen, wie um dieselbe
  Zeit das eigentliche Geschäft der Vertriftung vor 
  sich ging, so muß zuvor noch auf einige technische — zum Teil schon
  kurz  angedeutete — 
  Einzelheiten zurückgegriffen und näher eingegangen werden. Nur
  gesundes Holz wurde der Trift übergeben: anbrüchiges und zu klotziges, unförmiges
  Material ergab das lästige Senkholz. Da  auch 
  das frischgefällte Holz nicht oder nur schlecht schwimmt, wurde das im 
  Winter geschlagene und ins Stermaß aufgesetzte Holz 
  zeitig im Frühjahr aufgestelzt und locker aufgeschichtet, damit 
  die  durchstreichende
  Sommerluft die überschüssige Feuchtigkeit zum Verdunsten bringe. Zum Schutz
  gegen Diebstahl auf der künftigen langen Wasserreise wurde dabei jedes Scheit
  mit einem besonderen  Zeichen
  angeschlagen.  Im 
  Herbst wurde nunmehr das waldtrocken gewordene Holz mit Schlitten oder
  Fuhrwerk, je nach Ausformung des Geländes, zum Bollerplatz am Triftplatz
  geschafft. Bei der Anlage dieser Bollerplätze wurde hauptsächlich darauf
  geachtet. daß sie möglichst frei und außer Schatten lagen; auch sollten sie
  ausgedehnt genug  sein. um 
  die einzelnen Holzreihsn (Archen) so räumig 
  aufzustellen, daß die Zugluft stets durchstreichen konnte. Denn 
  es bestand die Gefahr, daß das aufgebollerte Holz während des
  Lagerns, namentlich in der feuchten Talluft, leicht stockig wurde und zur
  Zersetzung neigte: in diesen ungünstigen Einfluß des Lagerns auf 
  den Bollerplätzen war  auch 
  die Ursache für die geringere Qualität des getrifteten Holzes gegenüber
  dem nichtgetrifteten zu suchen, nicht in dem Wassertransport selbst, bei
  welchem das Bachwasser nur sehr  wenig 
  in den Holzkörper eindrang, der aufs Land gebracht sehr rasch
  abrocknete.  Wasserstau  in
den  Woogen   Den zahlreichen, zur Trift benutzten Waldbächen fehlte
meistens, in ihrem  Oberlauf immer,
die Eigenschaft der natürlichen Triftbarkeit, das heißt, sie führten nicht
die zureichende Wassermenge und ihr Rinnsal hatte nicht die Breite von mehr als
Scheitlänge. Durch  Verbreiterung
des Bachabettes unter Versicherung der  neuen 
Uferstrecken mit Flechtwerk oder Quadermauerwerk 
und durch Aufstauung  des
Wassers  in Staubecken  — Wooge   oder
Klausen genannt —  suchte man
Ihnen diese Eigenschaft zu geben. Die Klausen wurden 
anfangs nur mit Holzwerk  und
Erde hergestellt, später unter Verminderung ihrer Anzahl mit solidem Mauerwerk
und starken Dämmen ausgeführt. Durch  Öffnung
der gefüllten Wooge konnte der Bach auf bestimmte Zeit triftbar gemacht werden.
Je nach der Menge  des zu 
triftenden Holzes mußten Füllung und Öffnung des Staubeckens öfters
wiederholt werden. Auch schwache seitliche Rinnsale wurden mit 
Klausen aufgestaut, um ihren Inhalt zur Verstärkung 
des Wassers im Floßbach  selbst
zu verwenden. Die Vorrichtungen zum  Öffnen
und  Schließen  der  Klausen 
waren  verschieden: bald
bestanden sie nur aus einer viereckigen Ausflußöffnung, die von 
der  Dammkrone aus durch ein
mittels Schraubenstange auf- und abzubewegendes Brett verschlossen 
war, bald  war 
eine türähnliche Öffnung  eingesetzt,
wenn nicht nur das  aufgestaute
Wasser, sondern auch bereits beigetriftetes Holz durchzulassen 
war. Den Verschluß  bildete
in diesem Falle eine Anzahl übereinandergestellter, auf und abverschiebbarer
Bretter, welche entsprechend dem  Abfließen
des Wassers mit dem  Floßhaken nach
und  nach herausgenommen 
wurden. Zum Schutze der Triebwerksanlagen 
der zahlreichen in den Tälern bestehenden Mühlen, Wappenschmieden,  Papierfabriken usw. wurde  
das Triftholz in angemessener Entfernung davon durch Rechen aufgehalten,
in Seitenkanäle abgelenkt und  um
das Werkherumgeleitet. Die Aufstellung von 
Rechenerforderten auch die  sonstigen
Ableitungsgräben  am Bache, die der
Wiesenbewässerung u. a. dienten.  Zur 
möglichsten Vermeidung von Schäden wurde das Triftgeschäft in einem
Zeitabschnitt außerhalb der Vegetationsperiode verlegt; im geregelten Betrieb
war dies das zeitige Frühjahr, in dem auch die Quellschüttung am stärksten
war: spätestens am Georgitag (22. April) sollte die Trift beendet sein. Das
Triftholz blieb also vom Herbst bis zum Frühjahr auf dem Bollerplatz sitzen.
Nur ausnahmsweise wurde auch  im
Herbst getriftet: bei schleppendem Absatz auf den Holzhöfen 
mußte mitunter das Holz ein Jahr lang und 
noch länger auf dem  Bollerplatz
sitzen bleiben. Sobald mit  dem
Triften begonnen  werden sollte,
wurden zunächst die Wooge und Klausen des betreffenden Baches gestellt, d. h. für
die Wasseransammlung  geschlossen.
Der  sogenannte Woogmann  war 
mit der Regulierung des Abflusses nach Bedürfnis betraut. In das aus dem
gezogenen Woog  herausstürzende
Wasser wurde von dem unmittelbar nächsten Bollerplatz aus das Triftholz Scheit
für Scheit eingeworfen; mit großer Gewalt fortgerissen, ordnete das zunächst
kunterbunt durcheinanderschwimmende Holz  sich
nach  und nach, auch unter Nachhilfe
der Floßhaken der Flößermannschaft, in mehr gleichmäßige Verteilung. Unterwegs durch Unregelmäßigkeiten  im Bachverlauf auftretende Störungen  wurden teils durch die den „Flootz" vom Bollerplatz
bis zum Ausschlagen auf dem Holzhof, das ist 70 
km weit, auf dem  Flößerpfad
—  die Benützung  eines Bachufers hierzu war eine ordnungsmäßige 
Auflage, die sich der Ufereigentümer 
ohne Vergütung  für Schaden gefallen lassen mußte   —  begleitenden
Flößermannschaften, teils durch die an besonders gefährdeten 
Stellen von  vornherein
aufgestellten Floßposten beseitigt. Schon 
vor dem  Abgang 
der  Flootzspitze vom  Bollerplatz war der sogenannte Vorläufer 
den  Bach 
entlang geeilt, um etwaige Hindernisse für das heranschwimmende 
Holz zu beseitigen, um die Rechen an den Mühlen und 
Werkkanälen  zu
kontrollieren usw.   Oberforstmeister Waltzinger 
erzählt   Recht  anschaulich
schildert Herr Oberforstmeister Waltzinger, Landau,  gelegentlich in einem Bericht an die Regierungsforstkammer
aus eigener Erinnerung die Tätigkeit der  Flößermannschaften: 
„In meiner frühesten Jugend wurde auf dem Speyerbach noch durch mein  Heimatstädtchen
Lambrecht hindurch  getriftet. Da
mein elterliches Haus mitten in  dem
früheren  Orte Lambrecht  — Grevnhausen  an 
der diese Ortsteile verbindenden steinernen Speyerbachbrücke liegt,
erinnere ich mich noch sehr gut an die Zeiten, in denen  
getriftet wurde, an die kräftigen Triftknechte mit ihren
hellebardartigen Trifthaken, an  die
Aufregung und Spannung,  mit der der
Verlauf des  Triftens auf dem dann
hochgeschwellten Speyerbach verfolgt wurde und an die gewaltigen Anstrengungen,
die es den Triftknechten verursachte, den sogenannten Flootz wieder in Gang zu
bringen, wenn aus irgendwelchen  Gründen 
an irgendeinem Brückenpfeiler oder an einem sonstigen Hindernis der
Flootz sich staute und die Holzmassen sich meterhoch auftürmten." Das Flößen  erforderte
viel Arbeit  und 
Aufmerksamkeit Noch bevor das Stauwasser vollends abgelaufen war, wurde das
mehr oder minder zerstreut herantreibende Holz angescheert, d. h. durch Rechen
aufgehalten und gesammelt, um zu vermeiden, daß es bis zum Eintreffen des neuen
Jagwasserschwalles zerstreut im Bachbett herumliege. Da der Betrieb während der
Nacht eingestellt wurde, mußte auch mit Anbruch der Dunkelheit jeder Floßgang 
durch Anscheren unterbrochen werden. Sobald 
die Flootzspitze am  Ausschlageplatz
im Holzhof ankam, begann  man  sofort mit dem  Ausschlagen,
um  dem 
nachrückenden Holz  Platz zu machen: das Holz wurde zunächst angescheert und
dann  von der sogenannten 
Ausschlagebank  aus mit einem kurzstieligen, hakenartigen, spitzen Werkzeug
Scheit für Scheit von der am Ufer postierten Mannschaft aus dem 
Wasser  gezogen. Nach Ablauf 
des anhängenden Wassers wurden  die
Scheite verfahren, d. h. an die für jedes Sortiment 
bestimmte Stelle zum Aufsetzen verbracht. Mit  der protokollarischen Zählung 
und Überweisung der aufgesetzten Archen an  das Holzhofpersonal war das Material dann ganz in dessen
Obhut übergegangen. Es würde  zu
weit führen, von all den Störungen  zu
sprechen, welche der  meteorologische
Ablauf  der einzelnen Jahre für den
Triftbetrieb mit sich brachte, von den vielen Reibereien mit 
den Mühlen-  und 
Werksbesitzern oder den Bachanliegern, von den Verlusten, die der
Wassertransport durch  Zersplitterung,
Unansehnlichwerden,Versinken und nicht zuletzt durch Diebstahl dem
Transportunternehmer  brachte. Auf  jeden  Fall dürfen
wir  feststellen, daß es einer großen
Summe von Arbeit und Umsichtbedurfte, die jährlichen Pläne für 
Abwicklung  des
Triftbetriebes aufzustellen und  bei 
ihrer Durchführung  im Kampf 
mit den natürlichen Zufälligkeiten den 
Anforderungen  des Bedarfs,
der Schonung fremder  Interessen und
der Wirtschaftlichkeit Rechnung  zu
tragen.  Zerfall des
Triftbetriebes durch Eisenbahn  und 
Industrie Vom letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts an 
datiert der allmähliche Zerfall des pfälzischen Trift- und
Holzhofbetriebes. Die fortschreitende Entwicklung des Eisenbahnwesens 
(Eröffnung der pfälzischen Ludwigsbahn 
Neustadt —  Homburg  
1845, der Maxbahn  Landau — 
Zweibrücken  1875, der Flügelbahn
Lambrecht  — 
Sattelmühle 1901) ließ die  Steinkohle
in   Wettbewerb  mit  
dem Brennholz  treten, und die Trift allmählich in ihrer Bedeutung als
alleinige Möglichkeit der Brennholz Verfrachtung nach der Vorderpfalz
verlieren. Staatsforstverwaltung, Gemeinden, Bezirke und 
Genossenschaften verlegten sich mehr und  mehr auf die Anlage kunstmäßig 
gebauter Straßen, im Innern des Waldes wurde das Netz der Waldwege planmäßig 
ausgebaut. Von  weittragender
Bedeutung war  auch die Tatsache, daß
die, namentlich im Neustadter Tal hochentwickelte, mit der Wasserkraft der
Triftbäche als Antrieb arbeitende Industrie immer  heftiger gegen  den 
Triftbetrieb ankämpfte  mit
dem  Endziel, seine völlige Auflösung 
zu  erreichen. Durch 
nach  langem Rechtsstreit in
den 1870er Jahren ergangene zivilgerichtliche Urteile wurden die pfälzischen 
Triftbäche als Privatgewässer erklärt, allerdings unter dem
Fortbestand  der gesetzlich und
durch Herkommen  begründeten
Triftgerechtigkeit.   Änderung  in der 
Waldstruktur   Als weitere Umstände,  die
zur Bereitung des Bodens  der 
Aufgabe des  Triftbetriebes
wesentlich beitrugen, sind noch zu nennen:  das allmähliche  Aufleben
eines Brennholzhandels, der bedeutende Bedarf 
neuerrichteter Fabriken im Neustadter Tal, die bedeutende Mengen 
von Brennholz im  Walde
aufkauften und per Achse auf den neuerbauten Straßen an den Verwendungsort 
bringen ließen; in der Südpfalz, dem Gebiet der Queich - und
Lautertrift, trat mit Hebung der Landwirtschaft und fortschreitender Entwicklung
der Schuhindustrie ein in steigendem Maße kaufkräftiges Publikum in 
unmittelbarer Nähe des Erzeugungsortes selbst auf, namentlich auch als
nach dem  Friedensschluß von 1871 
die  nächstgelegenen 
lothringischen Gemeinden  ihren 
Bedarf an Brennholz  und die
lothringischen Hüttenwerke ihren Bedarf an 
Kohlholz in  den benachbarten
Revieren deckten. Auch im  Wald   selbst vollzog sich eine Änderung: der Anfall an
Nadelholz stieg und  damit die
Nutzholzausbeute; die Spannung  zwischen
Waldpreis  und 
Holzhofpreis wurde  immer 
geringer, die Wert- und Massenverluste des 
Triftbetriebes fielen damit immer schwerer ins Gewicht. All diese Umstände
zusammen  mit dem  unaufhörlichen
Drängen  der Industrie, bewogen die
Staatsforstverwaltung anfangs der 1880er Jahre an den Abbau 
des Triftbetriebes ernsthaft heranzugehen: von 1881 an wurde die Trift in
dem  Queichgebiet ganz aufgehoben,
von 1882 ab im Neustadter Triftgebiet auf die oberhalb von Frankeneck gelegene
Strecke des Speyerbachs mit seinen Tälern beschränkt; mit dieser Aufhebung der
Trift auf  Speyer- und Rehbach 
fiel auch die Trift auf dem Floßkanal,, der Rehbach 
mit Isenach  verband. Während 
in den Jahren 1866/70 jährlich noch 75 000 Ster aus 16 Forstämtern an
die Triftverwaltung  abgegeben
wurden,  waren  es 1881/85
nur noch 18 700 im Jahresdurchschnitt aus 10 
Forstämtern und  in dem 
Jahrfünft 1901/05  sank die  durchschnittliche
Jahresmenge  auf 1800 Ster aus zwei
Forstämtern herab. Hand  in  Hand 
damit ging die Verminderung  der
Holzhöfe von 7 auf 2   Das letzte Floß treibt ab   Die  natürliche
Folge dieses Entwicklungsganges war, daß zu Beginn des 20. Jahrhunderts die
Forstverwaltung  die vollständige
Aufhebung   des Triftbetriebes
ernstlich ins Auge faßte. Durch die fortwährende Verbesserung des Straßen-
und  Wegenetzes, durch Förderung
des  Privatholzhandels hatte sich
der Absatz der Brennhölzer im Walde so gehoben, daß er auch in dem zuletzt
verbliebenen Trifteinzugsgebiet der Forstämter Elmstein und Johanniskreuz
schließlich dauernd gesichert schien. 6193 Ster Brennholz, die im Jahre 
1902 aus den  eben genannten  Forstämtern 
an  die Triftverwaltung 
überwiesen wurden,  sollten die letzte Abgabe sein. Über den 
Verlauf der letzten Vertriftung erzählt Herr 
Oberforstmeister  Waltzinger,
der  in Elmstein und  Speyerbrunn
dem  Einwurf des letzten Flootzes
beiwohnte, folgendes: „Mit tiefer innerer Bewegung sahen wir zu, wie die
eingeworfenen  Holzmassen durch 
das heranbrausende Wasser  der
inzwischen gezogenen Klausen allmählich  gehoben 
wurden,  sich dicht
zusammenschoben und  sich schließlich
in Bewegung setzten, um zum letzten Mal den 
Weg  zu 
gehen, der Jahrhunderte  hindurch
ursprünglich fast das einzige, späterhin das wirtschaftlichste .Mittel zur Beförderung
der  reichen Holzschätze des 
Pfälzerwaldes hinaus in die holzarme 
Vorderpfalz gewesen war." Die folgenden Jahre 1903 bis 1906, in
denen keine Abgabe  von 
Triftholz mehr stattfand, ließen die Möglichkeit sämtliche Brennhölzer
um annehmbare Preise ab Wald  zu
verwerten als vollständig gesichert erscheinen, so daß im 
Jahre 1906 das Staatsministerium der Finanzen 
auf Antrag   der  Regierungsforstkammer  die
endgültige Aufhebung des Triftbetriebes im Regierungsbezirks Pfalz genehmigen 
konnte.   Abbau  der 
Triftverwaltung   Hand  in Hand mit
der allmählichen Aufhebung  des
Triftbetriebes war auch der Abbau der Triftverwaltung gegangen; die endgültige
Aufhebung  des Triftamtes in
Neustadt wurde 1897 verfügt. Das Forstamt Lambrecht wurde mit der Wahrung 
der triftamtlichen Geschäfte beauftrag und 
damit  der auch heute  noch
(1930) bestehende Zustand geschaffen. Beim Forstamt 
Lambrecht befindet sich auch der umfangreiche Bestand an Akten des früheren
Triftamtes. Es bleibt uns noch  die
Beantwortung der Frage, was mit den nach Aufhebung des Triftbetriebes
verbliebenen Trifteinrichtungen geschah. Von den 
Holzlager- und Bollerplätzen wird der größte Teil als Saatkämpe, 
Holz-und Materiallagerplätze, oder durch Verpachtung 
als Äcker, Wiesen usw. nutzbar gemacht. Die  noch vorhandenen Klausen sind ebenso wie die Bachläufe zur
Fischzucht verpachtet. Soweit nicht wegen der Fischerei und 
der  Talstraßen 
die Unterhaltung  der Klausen 
und Bachufermauern notwendig ist, besteht kein Anlaß 
die  an den ehemaligen 
Triftbächen vorhandenen Kunstbauten im Stande zu halten. Sie sind aber
größtenteils noch in gutem Z'ustand, was ihren Erbauern 
alle Ehre macht. Viele Akten harren  müssen
noch ausgewertet werden Eine zusammenfassende Darstellung  des pfälzischen Triftbetriebes und  seiner  Geschichte
liegt bis jetzt nicht vor; was bisher  darüber 
geschrieben  wurde, 
sind kleinere Beiträge in heimatkundlichen Werken 
und Zeitschriften. Der verstorbene Regierungsdirektor 
v. Ritter, zu  seiner Zeit
der beste Kenner   des PfäIzerwaldes
hatte nach Sichtung  der einschlägipen
Urkunden  und Akten zahlreiches 
wertvollstes Material  zusarnmengetragen:
leider nahm ihm mitten in der Bearbeitung des 
Stoffes der Tod  die Feder  aus der Hand. Der  Verfasser 
der  vorstehenden  Skizze, dem  der
Einblick in diese umfangreiche Stoffsammlung ermöglicht war, konnte 
ihr zahlreiche wertvolle Einzelheiten entnehmen. Im übrigen geht die
Darstellung neben  den erwähnten  Quellen
auf  das Ergebnis von Aktenstudien
zurück, die bei  der
Regierungsforstkammer  der Pfalz
gelegentlich der Behandlung  des
gleichen Gegenstandes zu  anderem 
Zweck angestellt wurden.  | 
 
 
 
 
 
 
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