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Sonntag Aktuell, 16.Januar 1994

Von Klause zu Klause spazieren

Erster Triftwanderweg bei Elmstein geplant

ELMSTEIN - Nach dem Muster des „Eisenhütten-Wanderweges" in Trippstadt soll ein bisher einmaliger Triftwanderweg rund um Elmstein entstehen. Den Gedanken, eine Wanderroute von Klause zu Klause, vorbei an alten Triftanlagen einzurichten, hatte Alt-Forstoberamtsrat Otto Feyock. Bei Ortsbürgermeister Helmut Schmidt fand er offene Ohren. Nach Schmidts Worten soll mit dem Ausbau und der Markierung des Pfades sowie der Instandsetzung der Triftanlagen im Frühjahr begonnen werden.

Ausgangspunkt des Weges ist der Triftplatz (Parkplatz) in Elmstein, an dem der als Triftbach ausgebaute Speyerbach vorbeifließt. Unweit davon steht das vor etwa 200 Jahren als Churpfalz Gasthof genutzte Fachwerkhaus, in dem 1852 die Triftmeisterei Elmstein untergebracht war. Der Weg soll über den Feldpfad, den Speyerbach und die Bogenbrücke zum Kellergebäude des Holländerhauses führen, das Einheimische wegen der Mansardendachform so nennen. Das 1754 erbaute Anwe­sen war einst das Kurpfalzische Jagdhaus und ist eines der ältesten Häuser in Elmstein Weiter geht es aufwärts bis zum Schwanenweiher, zur Wappenschmiede und zum „Großen Riesel", das beim Triften den Abfluß des Wassers bremsen sollte. Vom „Schubkarrenweg", dem Emil-Haupt-Pfad, gelangt der Wanderer zum Bollerplatz, der Lagerfläche für das zum Triften aufgepolterte Schichtholz, an dem sich der Speyerbach mit dem Legelbach vereint. Von der Fußgängerbrücke aus ist das Maurerwerk des Triftbaches mit einer Riesel und dem Zufluß des Schmelzweihers (Altschmelz-Klause) zu erkennen.

Zu einem Kleinod der alten Triftbaukunst

Es geht entlang des Bachlaufs, vorbei an der Trockentalklause auf den Waldlehrpfad unterhalb des Nibelungenfelsens zur Steig­bergbrücke, dem Kleinod der Triftbaukunst. Über den Schlittelweg wird die 1830 zum Ende der Triftbauzeit errichtete Gandertsklause erreicht. Über den Bachweg gelangt man zur Höhe der Franzensklause und über den noch auszubauenden Pfad zur gleichnamigen Klause und ebenfalls über einen noch anzulegenden Zickzackpfad an eine Steinbruchfläche mit noch erhaltenen Keillöchern, die das mühevolle Aushauen der Steine für die Klause bezeugen.

Weiter soll der Triftweg als Rundweg ins Breitenbachtal zu den dortigen Triftanlagen führen, die das Holz über den ausgebauten Breitenbach dem Speyerbach zuführten. Dazu müßte der Wanderweg bis zur Römerstraße bei den Schönlaub-Linden markiert werden. Von dort führt ein gekennzeichneter Wanderweg vorbei am ehemaligen Forsthaus Schwarzsohl über den „Briefbott-Paad", den der Esthaler Briefträger benutzte, abwärts ins Breitenbachtal.

Der Weg führt weiter bis zur Quelle des Finsternen Breitenbachs (auch Rumpelslocher Klause genannt), an der die Breitenbachtrift begann, bis zur Brandersohler Hütte. Wasseraufwärts erreicht man nach einem Kilometer die Dreibrunnenklause, einen von zwei Wasserspeichern für das erste „Flootz", den Goldbrunnen mit einer Sitzgruppe und die gleichnamige Klause.

 

Eine Broschüre und Vorführungen geplant

Unterhalb des Wasserspeichers befindet sich ein altes Stauwerk. Es entstand nach Aufgabe der Trift und war eine Einrichtung für die Esthaler Wasserversorgung. Der Triftwanderweg, der auf dem Parkplatz am Eingang zum Breitenbachtal endet, führt vorbei an der Wintertaler Klause und der Breitensteiner Klause. Auffallend an der Strecke sind die zahlreichen Stauwehre, als steinerne Zeugen der Trift und der Wiesenbewässerung, auch als Buckelwiesen bekannt und das ausgebaute Bachbett des Speyerbachs.

Vorgesehen ist, in einer Broschüre den historischen Hintergrund der Trift sowie den von Feyock erarbeiteten Wanderweg zu beschreiben. An einer gut erhaltenen Triftanlage sind außerdem Vorführungen vorgesehen.

 Angelika Wilde-Kaufhold

Die Trift bei Breitenstein mit der „Schere", die das Flößerholz über Nacht aufgehalten hat.         bild: awk

 

Trift

Für die Waldwirtschaft der Region hatte jahrhundertelang die Flößerei eine besondere Bedeutung als Verkehrseinrichtung. Für das Flößen des Stammholzes, das wegen seiner Verwendung im Schiffbau der holzarmen Niederlande auch als »Holländerholz" bezeichnet wurde, kam der Speyerbach mit seinen Nebenläufen nicht in Frage. Hier geschah das Triften oder Flößen von ungebundenem Holz, das auf Rutschen und Schlitten zu Tal gebracht, zum Bollerplatz befördert und dort zum Trocknen gestapelt wurde.

Das altgermanische Wort »Trift" leitet sich von dem Verb „treiben" ab. Bereits im Mittel­hochdeutschen bedeutet ,,triff treiben, schwemmen, flößen von Holz.

Ab Ende November setzte alljährlich das Triften ein, das am 23. April endete. In der Hauptsache ging es um Brennholz, aber auch Daubholz und Material für Wingertsstiefel wurde in die waldärmere Vorderpfalz auf den Bachläufen befördert. (awk)

 

 

 

 

 

 

 

 


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