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Rheinpfalz, 18.9.98

GESCHICHTEN AUS DER GESCHICHTE

53 Kilometer Triftweg mit Mauerwerk

1845 umfangreiche Trift-Baumaßnahmen - Vier Jahre später Eisenbahnverbindung

Es ist einigermaßen verwunderlich, daß noch 1845, nur vier Jahre vor der Indienststellung der durchgehenden Eisenbahnverbindung von Ludwigshafen ins Kohlerevier bei Bexbach, an den Bachläufen des Triftamts Neustadt umfangreiche Triftbaumaßnahmen vorgenommen worden sind. Das geht aus einer abschnittsweisen Versteigerung der Baumaßnahme zum Mindestgebot hervor, die am 17. März 1845 in Anwesenheit des Triftbeamten Späth, Neustadt, und des Frankensteiner Bürgermeisters Eymann in Frankenstein erfolgt ist. Die Trift, das Flößen ungebundener Holzstämme, war von großer Bedeutung für den Holztransport im Pfälzerwald.

Johann Späth war von 1836 bis 1868 Leitender Beamter des Triftwesens. 1797 in Kaiserslautern geboren, er­warb er sich als Forsteleve bei der ersten Regietrift Erfahrung und hatte 1822 auch als Revierfförster in Neidenfels seine Aufgabe gefunden.

Unter seiner Leitung erreichte der Triftbetrieb seine größte Ausdeh­nung. Späth war überdies auch als Sachverständiger für die Fischerei ge­schätzt und als Vertrauensmann der Pfalzbahn für die Schwellenholzübernahme tätig. Späth ist 1868 gestorben. In Elmstein war in den Jahren 1841 bis 1878 Franz Ludwig Hauber aus Rhodt Triftmeister, in Haßloch von 1843 bis 1895 Ludwig Schmalenberger.

Der Submission in Frankenstein vorausgegangen war eine Ausschrei­bung im damaligen Amts- und Intelligenzblatt und Wochenblatt, die auf Grund des genehmigten Triftbau-Etats für 1844/45 möglich war. Unterlagen dazu sind im Besitz des RHEIN­PFALZ- Lesers Willi Walter, Deidesheim, erhalten geblieben. Zugelassen waren Steine aus dem im Staatswald gelegenen Steinbruch am Schenkenbrunnen oberhalb Neidenfels, aber  auch aus den Steinbrüchen am Wolfsberg in der Gemarkung Haardt. Die Bruchsteine mußten aus gutem Korn sein und durften sich nicht in Wasser auflösen. Es wurden nur Angebote von Unternehmen berücksichtigt, die schon ähnliche Arbeiten mit Erfolg ausgeführt hatten. Selbstredend war auch die Beschaffenheit der für die Kanalwände und Stürze zur Verarbeitung kommenden Quader genau festgeschrieben: Rauh abgeschlitzt und mit einem Randschlag mit dem Hammer versehen mußten sie sein, nach den vorgegebe­nen Abmessungen maßgerecht und rechtwinkelig gearbeitet, und sie hatten auf Lager- und Stoßfügen genau zu schließen. Termin für die Bauausführung war - bei zehn Prozent des Steigpreises Konventionalstrafe - der 15. September 1845. „Was indessen die Mauer am Armbrustschulhaus zu Neustadt betrifft", heißt es in den Auftragsbedingungen, „so muß dieselbe während der Abschlagung des Baches, behufe der Aufbauung der Mauer an der Rittergartenstraße, hergestellt werden. Der betreffende Steigerer hat daher sämtliche Materialien bis zu dieser Zeit beizubringen."

Im Ungertal, einem rechten Seiten­tal des Leinbachtals, wurden in der Zuständigkeit der Triftmeisterei Elmstein damals ein Kanal und ein Holzplatz gebaut. Die Maßnahme wurde in vier Abschnitten vergeben an Christoph Hinkel, Frankenstein, (91, 25 Meter Kanallänge zu 212 Gulden, 6 Kreuzer), der Christoph Burger aus Weidenthai als Teilhaber dazunahm, ferner an Friedrich Vaudrin aus Weidenthal, der die Kollegen Sabin Müller und Adam Laubscher aus dem gleichen Ort in seine Arbeitsgemeinschaft nahm (76,50 Meter zu 179 Gulden, 2 Kreuzer) und schließlich Philipp Haag, Weidenthal, mit Matheus Kaiser, Esthal, als Teilhaber (80, 50 Meter zu 197 Gulden, 29 Kreuzer). Auch mit dem Abschnitt vier mit einer Kanallänge von 83, 5 Meter wur­den zu 197 Gulden 58 Kreuzer Haag und Kaiser beauftragt. Die Ufermauern am rechten   Speyerbach-Ufer längs des Armbrustschulhauses in Neustadt auf eine Länge von 105 Me­tern bei 1,20 Meter Höhe bekam zum Preis von 428 Gulden 24 Kreuzer Elias Stolleis aus Gimmeldingen in Auftrag, der Georg Heck aus Haardt als Subunternehmer hinzuzog. - Alle Namen entsprechen der Schreibweise des amtlichen Protokolls.

Auch in der Triftmeisterei Haßloch war eine Quadermauer zu bauen, und zwar auf der linken Speyerbachseite oberhalb der Frohnmühle auf einer Länge von 34 Meter und mit einer Höhe von ebenfalls 1,20 Meter. Diesen Auftrag bekam zu 53 Gulden 16 Kreuzer Johannes Gretner aus Weidenthal.

Die gleichen Maurerbetriebe ersteigerten zu 54 Gulden 54 Kreuzer auch das „Loos Nr. 27 des Etats einer Ufermauer auf dem Rehbache unterhalb der Iggelheimer Mühle auf einer Länge von 30,50 und einer Höhe von 1,50 Meter".

Nach Vollendung des Ausbaues im Jahr 1860 waren im Gebiet der Neustadter Trift 33 Klausen sowie ein­schließlich Isenach und dem nicht mit Mauerwerk befestigten Floßkanal bis Frankenthal 140 km Triftstrecken geschaffen, davon waren 53 km mit Mauerwerk kanalisiert, das auch heute noch Bewunderung auslöst. Die letzte Triftrechnung wurde 1907 erstellt; damit hatte die Regietrift nach 9ojährigem Bestehen ihr Ende gefunden. (hi) 

Triftbauwerke, die dem Flößen ungebundener Stämme dienten, findet man zahlreich am Speyerbach und Nebenbachen. —foto: wilde-kaufhold

 

 

 

 

 

 

 


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