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Rheinpfalz  8.Oktober 1992

 Zeugnisse der Holztrift im Elmsteiner Tal —

Bauliche Kleinode mitten im Pfälzerwald

Stauweiher und kanalisierte Bäche dienten dem Flößen - Bis 1906 ein wichtiger Wirtschaftsfaktor

Von unserer Mitarbeiterin Waltraud Werdelis

Als attraktives  Erholungsgebiet zeigt sich der Pfälzerwald gerade in den Herbstmonaten von seiner besten Seite. Wanderfreunde und Naturliebhaber kommen jetzt voll auf ihre Kosten. Doch wer weiß schon, daß sich mitten in diesem Wanderparadies, besonders im Elmsteiner Tal, wahre Kleinode der Baukunst versteckt halten? Mit Quaderwerk eingefaßte Bäche sind zu bewundern, eigenartige Teiche und Wehre, treppenförmige Wasserfälle und gewölbte Steinbrücken. Im Verfall begriffen und mit Gestrüpp zugewachsen lassen sich diese Schätze oft nur mit fachlicher Begleitung entdecken. Otto Feyock, Forstoberamtsrat in Elmstein, ist ein solcher Fachmann, der das Rätsel um die geheimnisvollen Bauwerke leicht lösen kann: Es sind Relikte ehemaliger Triftanlagen, gebaut vor mehr als hundert Jahren, als der Pfälzerwald die holzarme Rheinebene mit Brennholz versorgen mußte. „Eigentlich gab es die Trift, also den Transport von losem Holz auf dem Wasser, bereits im 14. Jahrhundert", erklärt Feyock. „Im 18. Jahrhundert wurden dann Speyerbach, Rehbach und Isenach durch Floßgräben verbunden und Garnisons- und Industriestädte mit getriftetem Holz versorgt. Die vielen Besitztümer machten jedoch eine planmäßige Erschließung des Waldgebietes unmöglich, und auch das sogenannte Coupensystem während der französischen Besatzung, als das Holz nach großen Kahlschlägen vom Stock verkauft wurde, waren dem organisierten Triftbetrieb nicht förderlich. Erst 1816, nachdem die Pfalz einheitlich an Bayern fiel, konnte mit dem Bau der Triftanlagen begonnen werden".

Gleich hinter dem westlichen Ortsausgang Elmsteins an der Alten Schmelz kann man einen Triftweiher, auch Woog oder Klause genannt, sehen. Hier wurde das Wasser des Legelbaches gestaut, um es dann plötzlich durch den Woogabschluß freizulassen und dem so entstandenen reißenden Strom die Holzscheite von etwa einem Meter Länge zu übergeben. Die Flößer am Ufer mußten dem Holz folgen und mit langen Stangen Stockungen beseitigen. 60 000 Ster Holz wurden so auf der Höhe der Triftentwicklung um 1850 jährlich aus den Staatswaldungen zu den Holzhöfen nach Neustadt, Speyer, Mutterstadt und . Frankenthal transportiert. Doch welche Anstrengungen waren erforderlich, bis man vom Triftbetrieb als einem Wirtschaftsfaktor im Pfälzerwald sprechen konnte? Zunächst einmal mußte das Hauptproblem, der geringe Wasserstand in den Bächen, wenn nicht gelöst, so doch gemildert werden. Denn selbst zur Zeit der Schneeschmelze im Frühjahr, und nur dann war die Trift überhaupt möglich, waren die Oberläufe nur Rinnsale, deren Wassermenge durch Staubecken vermehrt wurde. Die Bäche wurden kanalisiert und mit Buntsandsteinquadern eingefaßt. Dafür wurden eigens Steinbrüche eröffnet, aus denen dann auch Steine für Straßenmauern und Brücken gehauen wurden. Ein besonders schönes Mauerwerk dieser Art zeigt die Klause im Trockental. Der Lauf der Bäche wurde begradigt, Zuflüsse wie etwa der des Großen und Kleinen Legelbachs. Während des Triftbetriebs fanden viele ortsansässige Männer Arbeit oder als Waldarbeiter einen Nebenverdienst. Im Winter halfen sie beim Holzeinschlag, schichteten das Holz auf den sogenannten Bollerplätzen, wo es den kommenden Sommer über getrocknet wurde, bis es dann im Frühjahr dem Wasser übergeben wurde. Das Öffnen und Schließen der Wooge kontrollierten die sogenannten  Woogmänner, nach denen vermutlich auch die Staubecken benannt wurden, so die Ludwigsklause oder Franzenklause. Alles in allem dürfte die Trift eine lukrative Erwerbsquelle für die Bevölkerung im Elmsteiner Tal gewesen sein. Warum wurde sie aufgegeben? Die Eisenbahn zeigte sich als Transportmittel dem Wasser überlegen und der Ausbau der Straßen und Forstwegen wurde forciert. Zudem trat die Steinkohle in Konkurrenz mit dem Brennholz. Nicht zu unterschätzen ist auch die Feindschaft der Talindustrie gegenüber den Flößern. Um 1860 gab es im Triftbereich Neustadt 67 auf Wasserkraft allgewiesene Werksbesitzer, die aufgrund ihrer Ausfallzeiten während der Trift Druck auf die Behörden ausübten. So beschrankte die Staatsforstverwaltung ab 1882 die Trift auf die oberhalb von Frankeneck  gelegene  Strecke  des Speyerbachs und seinen Tälern,1906 wurde sie auch dort beendet.

Geblieben sind neben den eindrucksvollen Quadereinfassungen der Bäche vor allem die heute als Fischteiche oder Feuchtbiotope genutzten Klausen und die zu Pflanzgärten umgestalteten „Bollerplätze". Ein Parkplatz im Elmstein erinnert unter dem Namen „Triftplatz" an vergangene Tage. Doch Hinweisschilder an den schützenswerten Relikten sind rar. Das beklagt auch Gerd Meyer, der mit einem Beitrag in der Zeitschrift „Pfälzer Heimat" viel Wissenswertes über die Trift eröffnet hat. Daniela Meyer hat dazu Zeichnungen von Triftanlagen beigesteuert. Forstämter und Gemeinden sollten sich nach Meinung von Gerd Meyer um den Erhalt der Anlagen als wertvolle Bestandteile unserer Kulturlandschaft bemühen.

Im Elmsteiner Tal vor Breitenstein steht dieses Wehr mit den Jahreszahlen 1782 und 1859. (Zeichnungen: Daniela Meyer)

Ausflußöffnung eines Woogs im oberen Erlenbachtal

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