Mühlen bei Neustadt
Auszug aus dem Buch "Neustadt an der Weinstraße,
Beiträge zur Geschichte einer pfälzischen Stadt, Kapitel: Die Stadt
Neustadt um 1700 nach alten Karten und Plänen," Seite 341 ff,
Autor des Kapitels: Paul Habermehl
In diesem Abschnitt sollen jene Mühlen am Speyerbach bzw.
Rehbach aufgeführt werden, die das Generalprotokoll sämtlicher Mühlen im
Oberamt Neustadt von 1738 aufzählt. Zur Lokalisierung dient einerseits die
Karte von 1701, andererseits eine Karte des Wolfsburgdistrikts aus dem Jahre
1742. Die Ausführungen folgen dem Generalprotokoll und den Ratsprotokollen.
Auf eine weitergehende historische Beschreibung wird verzichtet, da sich
einer der nächsten Jahresberichte des Leibniz-Gymnasiums mit dem Thema
befassen wird. Mühlen, die nach Erbbestandsweise vergeben sind, bezahlen an
die Kellerei in Neustadt einen Kornzins, an die Gefällverweserei oft auch
einen Wasserfallzins. Von den Neustadter Mühlen waren die städtische
Würzmühle und die Obermühle bis ins 20. Jahrhundert hinein von großer
Bedeutung.
Tuchwalkerei
Lage: hart an der Hammerschmiede, durch Alefeld neu
aufgebaut, ein Wasserrad, das Alfeld vom Hammerschmied gekauft hat, Besitzer
1738: Joh. Wendel Sauter und Consorten, wird nicht benützt.
Hammerschmiede und Schleifmühle
Lage: Ortsausgang Neustadt in Richtung Lambrecht, 1716 von
Peter Gienand an Wilhelm Petry verkauft, Wasserfallzins 3 fl, 2
Wasserräder. Die Mühle ist ledig und eigen. Besitzer 1738: Heinrich Petry.
Schneid- oder Sägmühle
Lage: Hoffmann-Engelmann, Werk I; Nikolaus Gienand
verkauft sie 1712 an Christoph Merschintzki, ein Wasserrad, Wasserfallzins 5
fl, Grundsteuer 1 fl, 1738 hat sie 2 Wasserräder: eines zum Schneiden, das
andere zum Lohestampfen; Besitzer: Franz Dörrzapf und Joh. Jak. Hermanny,
beide Bürger und Rotgerber in Neustadt. Die Mühle ist ledig und eigen.
Papiermühle
Lage: Neustadter Tal, Firma Hoffmann-Engelmann, Werk II.
Besitzer 1684 Joh. Friedr. Lorch, Neustadter Bürger und Waffenschmied; neu
aufgebaut, Abgabe an die kurfürstliche Hofkammer: 20 Ries Schreibpapier (1
Ries = 1000 Bogen), Vergrößerung der Mühle durch Bestandsbrief erlaubt.
Besitzer 1738: Joh. Fr. Lorch.
Lohe- und Walkmühle
Lage: Ausgang des Kaltenbrunner Tales am Kaltenbrunner
Bächel, Firma Heid & Co, 1720 von dem Ratsherrn Wilhelm Klein auf
Gelände errichtet, das er von der Stadt erworben hat. Ein Rad,
Wasserfallzins 2 fl, Grundsteuer an die Stadt 3 fl, Besitzer 1738: Georg
Daniel Biffar, Bürger von St. Martin.
Sägemühle - Königsmühle
Lage: Am Zusammenfluß von Heidenbach und Kaltenbrunner
Bächlein am Fuße des Königsberges. Erbauer Georg Rothgeb (1727), verkauft
an Exzellenz Graf von Wieser, Wasserfallzins 2 fl, ein Wasserrad, die Mühle
ist eigen.
Würzmühle
Lage: Neustadter Tal, Stadthaus II, Umfassungsmauer, in
städtischem Besitz. Wendel Flackert übergibt sie 1689 Hans Jak.
Schleicher, der in dessen Bestand für die nächsten drei Jahre eintritt,
jedoch flieht er 1690 während der Unruhen des pfälzischen Erbfolgekrieges.
1692 erneuert er seinen Vertrag mit der Stadt. Nach einer Schätzung aus dem
gleichen Jahr ist der Mühlgang 115 fl, die Schälmühle 62 fl wert. 1697
ist Nikolaus Gienand der Erbbeständer. 6 Malter Kornzins, 24 Malter Korn an
die Stadt, 2 Mahlgänge. Besitzer 1738: Bernhard Förster.
Auf dem gleichen Anwesen gibt es noch eine Waffenschmiede und eine
Schleifmühle, 2 Wasserräder, Wasserfallzins 2 fl 18 Kr, 3 1/2
Heller. Besitzer 1738: Leonhard Gienand.
Walkmühle
Lage: Oberhalb der Obermühle. Inspektor Weckmann hat sie
1703 von seinem Schwager Adolf Frank geerbt, ein Wassergang, 2 Schilling
Grundsteuer an die Stadt; Besitzer ist 1738 die Witwe Maria Katharina
Weckmann. Die Mühle ist ledig und eigen.
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Obermühle
Lage: Neustadter Tal, Gasthaus Talpost. 1380 wird genannt eine
"/orte by der obern mulen"), ummauert. Wachhaus mit Wachstube,
Wache durch Hintersassen. Abgebrannt, 1682 neu aufgebaut von Peter Kirchner,
dem "Zoll bereuther", und Jakob Sauter, Bürger und Zimmermeister
zu Speyerdorf. 62 Malter Kornzins, 6 fl 3 Kr 3 H Schweinemastgelder in die
Gefällverweserei. Besitzer 1738: Joh. Wendel Sauter, ein Sohn von Jakob
Sauter. Auf dem Erbbestandsgut hat Jakob Sauter noch eine kleine
"Hirsche Mühl" erbaut. Ist sie in Betrieb, muß einer der 3
Gänge der Obermühle stehen bleiben.
Stadtmühle in Neustadt
Lage: Juliusplatz. 1720 erwirbt Joh. Jak. Sauter sie von Leopold Barde
als Erbbestandsmühle, 3 Wassergänge von Anfang an, 65 1/2 Malter Kornzins,
6 fl Mastgeld, in die Gefällverweserei 20 Kreuzer für einen Kapaun, ins
Stift 1 1/2 Malter Korn, in das Armeleutamt 52 Kreuzer, in das Spital
Branchweiler 3 1/2 Kreuzer, Müllerumgeld 1 fl 9 Kr. Besitzer 1738:
Joh. Georg Sauter, Sohn des Joh. Jak. Sauter.
Die sog. Postmühle
Lage: Ecke Helfferich/Konrad-Adenauer-Str. Friedrich Metzger hat sie im
Jahr 1700 von Phil. Bibel als Erbbestandsmühle gekauft. Erbherr war Emrich
Wappler, der aber sein Erbrecht an den Burgvogt Winkelblech auf der Haardt
verkauft hat (1738 noch Vogt). Ein Wasserrad, 8 1/2 Malter Kornpacht an den
Burgvogt, 6 Malter Wasserfallzins in die Kellerei, 3 fl 28 Kreuzer Bodenzins
ins Stift. Besitzer 1738: Jeremias Müller. Die Mühle ist ledig und eigen.
Die andere Postmühle
Lage: Gegenüber der sog. Postmühle. 1611 wurde die Eigentumsmühle von
Peter Atmann gekauft und blieb im Besitz seiner Freunde. Ein Wassergang.
Nach dem Kaufbrief des Neustadter Stadtrates leistet die Mühle folgende
Abgaben: 4 Malter Wasserfallzins in die Kellerei, in die Gefällverweserei
40 Kreuzer für 2 Kapaunen und 36 Kreuzer Bachzins. Besitzer 1738: Joh. Jak.
Keller.
Wiesenmühle - Ölmühle
Lage: Oberer Festplatz - Wiesenstraße in Winzingen. 1703 von Joh. Georg
Rothgeb, einem Bürger von Neustadt, auf seinem Eigengut neu erbaut, ein
Wasserrad, Boden oder Wasserfallzins 4 fl, Besitzer 1738: Christoph Rothgeb,
Bürger und Ratsherr zu Neustadt.
Kronenmühle
Lage: Unterer Festplatz an der Winzinger Straße. Adam Adolf,
Schwiegervater des Fr. Lorch, wird 1690 durch einen Gütervergleich
Mühlenbesitzer78). Mit Zustimmung der Jesuitenpatres wurde sie am 14. 4.
1738 als Erbbestandsmühle von Wendel Guth an Phil. Karl Gulde veräußert.
2 Wassergänge. 26 Malter Kornpacht und 3 fl 6 H. an das Spital Branchweiler.
Waffenschmiede und Schleifmühle
Lage: Zwischen Kronen- und Bischofsmühle in Winzingen. 1650 durch Joh.
Heinrich Lorch neu aufgebaut, 2 Wasserräder: eins zum Schmieden, das andere
zum Schleifen, doch muß der Wasserstand hoch sein, wenn beide zugleich in
Betrieb sein sollen. Wasserfallzins 4 fl l Kr 6 H, Besitzer 1690: Fr. Lorch,
1738: Joh. Heinr. Lorch, ein Enkel des Erbauers79). Die Mühle ist eigen.
Bischofsmühle
Lage: Oberhalb der Winzinger Scheide. 1662 auf einem alten zerfallenen
Mühlplatz von Joh. Heinr. Lorch neu errichtet, wie ein Erbbestandsbrief des
Bistums Speyer bezeugt. 2 Wasserräder. 10 Malter und 30 Kreuzer Pachtzins
in die Kellerei Deidesheim, 4 Malter Korn in die Neustadter Kollektur und an
die Gemeinde Winzingen. Auf der anderen Seite hat ein Sohn des oben
genannten Lorch 1719 noch eine Ölmühle gebaut. Ein Wasserrad. Von der
kurpfälzischen Herrschaft wurde die Ölmühle mit 90 und die Mahlmühle mit
100 fl Schatzungskapital belegt. Besitzer 1738: Joh. Nikolaus Lorch.
Heidmühle
Lage: Branchweilerhof Straße neben der alten Kläranlage. Mühle aus dem
8. oder 9. Jahrhundert, gehört später zum Johannitergut in Mußbach. 2
Wasserräder. Für die Mühle, 35 Morgen Ackerland und 10 Morgen Wiesen
hatte der Pächter Joh. Berg 1738 dem Ordenshof in Mußbach 40 Malter Korn
und 40 fl zu geben.
Die Speyerdorfer Mühle
Lage: Ortseingang Speyerdorf. 1603 dem Jak. Eichel von der kurfürstl.
Hofkammer im Erbbestand überlassen, 50 Malter Kornpacht. 2 Mahlgänge.
Besitzer 1738: Joh. Peter Groß. Er hat die Mühle von seinen
Schwiegereltern geerbt und 1718 noch einen Mahlgang zu einer Ölmühle auf
der anderen Seite des Speyerbaches errichtet, weil der Erbbestandsbrief 3
Mahlgänge zuließ. Kein Wasserfallzins. In der Nähe der Mühle dürfte
sich die in den Stadtrechnungen erwähnte Speyerdorfer Wache befunden haben.
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