| |
Gewässernetz des Speyerbachs von Neustadt über den
Winzinger Scheid bis nach Hanhofen (1759)
Eine Karte aus dem Landesarchiv Speyer (LASP,WW1/78/3)
Wortlaut der Legende: "Ohngefehrer
Plan der Speyer-Bach von dem Winzinger Scheid an bis in die Neustatt, item bis
nach Hanhoffen bei genommenem Augenschein am l. und 2. Novembris 1759. Entworfen
durch P. H. Blum."

Text teilweise modernisiert, die
Übersetzung der Planlegende stammt von Elisabeth Weintz, vielen Dank!
Erklärung zur Detailkarte:
-
Aa Das Hahnhoffen
Wasserscheid, allwo 2 Theil weg der durch Bb und 1 Theil Wasser durch Cc nach
Speyer zufliessen
-
Von Aa bis Dd ist die Bach eintheils
.......über 8 Fuss breit und voller Sand hoch angelegt, auch dieweilen viele
100 Morgen Kuh unten allda von Kauf und Tag anführet, geschieht es, daß die
bachufer nit sonskommen, dahero die Bach neuen Lauffen. Thubes nicht mehr zu
dulden, und die Bach die gehörig weite und tiefe zu geben-
-
von Dd bis Z so hat die Bach durch den
Waldlauff, fehlt ebenfalls die breite und tiefe, auch liegen Stöck und Bäume
darinnen
-
Bis Z bis zur Frohnmühle liegen jenseits der
Bach die Geinsheimer Wiesennieden und Waldung und dießals die Haßlocher
Wiesen ist zum oben nicht tief genug, auch sindt zu beiden Seithen viele 100
Einschnitte und Wassergräbger, welche als unschädlich abzustellen und die
Bach nit, zum Maas des Butzens zu versehen
-
A Wassergraben (Dohl),
der durch das Hospital (Branchweiler) und Speyerdorf in den Hauptbach fließt
-
B Steinernes Wehr vor
Winzingen. Es wurde unlängst um 1 Schuh erhöht und um 4 Schuhe verengt. Um
zu verhindern, dass Sand angeschwemmt wird, soll dieser Eingriff rückgängig
gemacht werden
-
C Der Winzinger Scheid
teilt das Wasser im Verhältnis 1: 2, d. h. 2 Teile Wasser fließen in den
Speyerbach

-
(E) l Teil in den Rehbach
(F). Da sich eine Sandbank gebildet hat, haben die Flößer den Speyerbach mit
einer Schwelle gestaut
-
E Das an der Heidmühle zu
hoch gelegte Wasserbett hat den Speyerbach versanden lassen und den Rehbach
vertieft

Planübersicht, bitte auf
Bild klicken
-
F Der Wasserstand des
Rehbaches muss wieder gemäß alter Wasserrechte verringert werden
-
G Weil beim Stein- und
Böbiggraben
-
(H) die Schwelle fehlt,
fließt er nicht in den Maifischgraben, sondern versickert wahrscheinlich zum
Floßbach hin
-
K Der Maifischgraben
muss eine Schwelle haben, damit das Wasser nicht in die Wiesen und zum
Kalkofergraben abgeleitet wird
-
L Der Rotwiesgraben hat
zwar noch eine Schwelle, sie ist aber versunken und liegt 12 Zoll tiefer als
der Hauptbach. Wegen der vielen neuen Wassergräben fließt das Wasser nicht
über den Flurgraben sofort in den Bach. Daher muss der alte Zustand wieder
hergestellt werden

-
M Da der Hauptbach zu
hoch angelegt ist, können der Kalkofer- und der Brühlgraben nicht, wie sie
sollten, in den Bach ziehen
-
N Viele neu angelegte
Gräben müssen wegen ihrer Schädlichkeit beseitigt werden
-
O Es muss untersucht
werden, ob der Wiesengraben geduldet werden kann
-
P Der Brühlgraben
verlässt unterhalb der Brücke den Bach und sollte unter dem Binsenschutz
wieder hineinfließen.Durch den zu hoch liegenden und mit schädlichen
Krümmungen versehenen Bach wird er daran gehindert, so dass die Gegend
morastisch ist
-
Q Der durch zwei
Schwellen zusätzlich erhöhte Bensenschutz entzieht den Müllern das Wasser
-
R Der Flurgraben, der
viele Gewässer aufnimmt, besonders den Rotwiesgraben, ist zu vertiefen, damit
er leichter durch Speyerdorf in den Hauptbach fließen kann

-
S Der Lettengraben
verlässt den Bach oberhalb der Speyerdorfer Mühle, fließt durch den
Haßlocher Wald und kehrt - nunmehr Erbißgraben genannt - in den Bach zurück
-
U Der Kimbelsgraben
zieht über den Ablaßgraben
-
(W) und verliert sich
im Haßlocher Wald
-
V Der von dem
Schlitterischen Verwalter neu ausgehobene Graben entzieht der Hauptbach das
Wasser
-
W Der hinter der
Schließe neu ausgehobene Wassergraben bei des Fronmüllers Ablassgräblein
kann nicht geduldet werden
-
X ein Neugemachter
Graben der in den Geinsheimer Bach Wießen und Waldung ziehet ist als sehr
schädlich abzustellen
Zu Entstehung und Bedeutung des Gewässerplans
Das Original des Gewässerplans liegt im Landesarchiv in Speyer, eine Kopie im
Stadtarchiv Neustadt. P. H. Blum hat die Karte 1759 nach einer Besichtigung vor
Ort (1. und 2. Nov.) gezeichnet. In den folgenden Jahren diente der Plan als
Grundlage für weitere Untersuchungen und Verhandlungen der Streitparteien. 1761
z. B. beschwerte sich die freie Reichsstadt Speyer beim Oberamt in Neustadt
darüber, dass entgegen der mit Kurpfalz getroffenen Abmachungen Manipulationen
am Gewässernetz vorgenommen worden seien. Moniert wurde unter anderem, dass das
Wehr erhöht wurde, Schwellen teils zu niedrig lägen, teils fehlten und private
Anlieger sich Wasserrechte anmaßten, so dass die Mühlen am Speyerbach nicht
richtig mahlen könnten und den Müllern großer finanzieller Schaden
entstünde. Vertreter der Städte Neustadt und Speyer treffen sich 1761 zweimal,
um die Missstände abzustellen. Vom 25. bis 28. Mai werden die Wasserläufe nach
den aufgezeichneten Anmerkungen inspiziert. Man beginnt vor dem östlichen
Bachturm außerhalb der Stadt bei Punkt A und endet bei Hanhofen ( LASP A 2/44,
f.19r-31v; 32r-46r, die Auseinandersetzungen gehen in den Jahren 1773-1784
weiter (LASP A 2/43/2)). Die Gravamina werden protokolliert. Bei einer weiteren
Zusammenkunft (14. bis 17. September) werden die Untersuchungen fortgesetzt, und
es wird eine Resolution gefasst. In 24 Punkten werden die zu ergreifenden
Maßnahmen aufgelistet (LASP A 2/44, f.19r-31v; 32r-46r).
Der Plan vermittelt eine Vorstellung von dem
weitläufigen Gewässernetz zwischen Neustadt und Speyerdorf, das durch
Aufstauungen zu einer Seenlandschaft verwandelt werden konnte, in der Winzingen
als kleine Insel erscheinen musste. Daher brauchte die Stadt an ihrer Ostflanke
keiner größeren Verteidigungswerke. Wegen der benachbarten Berghöhen war die
Stadt zwar im ausgehenden Mittelalter stark gefährdet, man konnte sie
einnehmen, aber als Schlachtenort war sie denkbar ungeeignet, wie sich 1696
herausstellen sollte.
| |
|